Brehms Tierleben eallgemeine Kunde des Tierreichs : mit 1800 Abbildungen im Text, 9 Karten und 180 Tafein in Farbendruck und Holzschnitt 6

Porzellankrebs. Galathee. Palmendieb. 43

tahleib unter das Kopfbruſtſtü>k geklappt getragen wird. Der Porzellankrebs hat ein

furz ovales, flaches Kopfbruſtſtü>, und ſeine Scheren ſind bedeutend länger als der Körper. Gerade an unſeren Küſten und beſonders im Mittelmeer iſt die kleine Porzellane mit breiten Seren (Porcellana platycheles) ein unanſehnliches, immer mit Schmutz bede>tes Tier, Daran ſind die den Körper dicht bede>kenden Haare ſchuld. Das Kopfbruſtſtüc der Galatheen iſt länglih, eiförmig und bei den 1neiſten Arten, ſo bei den gemeineren, Galathea squamifera und G. strigosa, mit Querfurdhen verſehen.

Die Galatheen gehen im Meere in bedeutende Tiefen. Der „Challenger“ dredſchte ſie no< bei 4400 m. Bei den abyſſiſhen Formen ſind na<h den Beobachtungen von JF. N. Henderſon die Augen faſt ohne Ausnahme pigmentlos und offenbar leiſtungsunfähig, bisweilen hat ſih der Augenſtiel zu einem Dorn umgeformt, auf deſſen freiem Ende noch ein funktionsloſer Reſt der gewölbten Hornhaut ſißt.

Was die Verwandtſchaftsverhältniſſe der Paguren angeht, ſo dürfte es wohl ſicher ſein, daß ſie von ſymmetriſh gebauten Ahnen mit feſter Bede>ung des Hinterleibes ab: ſtammen, und unter Umſtänden können ſie wieder in die altertümlichen Verhältniſſe zurü>ſhlagen. Solche Umſtände können in zwei Fällen auftreten: einmal auf dem Lande, dann wieder in der Tiefſee.

Auf den Jnſeln Oſtindiens lebt ein ſtattlicher, langſhwänziger Landkrebs, der Palmendieb (Birgus latro), nachts: über in ſelbſtgegrabenen Erdhöhlen, welche er mit dem Baſte der Schalen der Kokosnüſſe ausfüttert. Am Tage geht er / ſeiner Nahrung nah, welche aus Kokosnüſſen beſteht, die er Poeellante be lE ſih unter den Bäumen zuſammenſucht, na< denen er aber tycheles). Natürliche Größe. niht auf die Palmen klettert. Mit großem Geſchi> weiß er die Nüſſe aufzumachen. Über dieſen ſeltſamen Krebs liegen faſt gleichlautende Beobactungen von Darwin und von Henry D. Forbes vor. Darwin erzählt über den Palmendieb: „Sein vorderes Beinpaar endigt in ſehr ſtarken, ſhweren Scheren, das vierte iſt mit \{<wächeren und viel ſhmäleren ausgerüſtet. Auf den erſten Bli möchte man es niht für mögli halten, daß eine Krabbe eine ſtarke, mit der äußeren Haut noh bede>te Kokosnuß öffnen könne; Herr Liesk verſichert mir aber, daß er es wiederholt geſehen habe. Der Krebs beginnt damit, die äußere Haut Faſer für Faſer abzuziehen, wobei er allemal bei dem Ende beginnt, untex welchem ſich dik drei Keimlöcher befinden; iſt dies vollendet, dann fängt die Krabbe an, mit ihren {weren Scheren auf die Dee von einem dex Keimlöcher loszuhämmern, bis ſie eine Öffnung zuwege gebracht hat. Dann dreht ſie ihren Körper herum und zieht mit Hilfe ihrer hinteren, hmäleren Scheren die weiße, albuminöſe Subſtanz heraus. Der Birgus iſt ein Tagtier in Bezug auf ſeine Leben3weiſe, man ſagt aber, daß er in jeder Nacht dem Meere einen Beſuh mache, ohne Zweifel zum Zwecke, ſeine Kiemen anzufeuchten; auh die Jungen kriehen (im Meere) an den Küſten aus und leben eine Zeitlang hier.“

Forbes ſchreibt, was wahrſcheinlicher klingt, dem Tiere mehr nähtlihe Gewohnheiten zu und ſagt, ſeine Höhlen ſeien ſo groß wie die der Kaninchen. Die Palmendiebe wären nur no< auf Santa Cruz Major, wo ſie „Tatos“ hießen, häufig, weil hier keine verwilderten oder wilden Schweine vorkämen, welche ſie ſonſt ausgrüben und fräßen. Der Schwanz iſt ſehr fettreih und liefert von einem großen Exemplar 2 Pinten (1/86 Liter) eines wohlſhme>enden, klaren Öles. Das Tier wird überhaupt gern gegeſſen und z. B. auf Amboina in Gefangenſchaft gehalten und mit Kokosnüſſen, von denen es innerhalb dreier Tage zwei vollwachſene bewältigen kann, gemäſtet. Seine Organiſation zeigt eine Reihe