Brehms Tierleben eallgemeine Kunde des Tierreichs : mit 1800 Abbildungen im Text, 9 Karten und 180 Tafein in Farbendruck und Holzschnitt 6

Gemeine Languſte, Blattkvebſe. 45

Es iſt ſehr weitmaſchig. Die in der Dunkelheit daran ſtoßenden Fiſche und großen Krebſe ſuchen ſi dur< die Maſchen zu zwängen, die Languſten verſuchen mit ihren ungeſchi>ten Beinen darüber zu ſteigen und verwi>eln ſich bei dieſem Beginnen. Zeitig am Morgen inuß das Neb gehoben werden, indem ſonſt die Gefangenen von den Naubfiſchen und Delphinen verſpeiſt werden. Zwar iſt das Herausziehen des Netzes, beſonders wenn es allerhand gute Beute bringt, auh ſpannend und intereſſant, allein ungleich anziehender iſt das Fiſchen und der dabei unterlaufende Fang der Languſte bei Feuerſchein.

Man findet die Languſten jeßt oft in den größeren Aquarien mit Hummern und Taſchenkrebſen. Wie der Kuſtos des Hamburger Aquariums bemerkte, gaben ſie Töne von ſich, und zwar geſchah dies nur dann, wenn ſie mit ihren großen Fühlhörnern ſtarke Bewegungen machten, z. B. wenn ſie dieſelben gebrauchten, um Angriffe ihrer Kameraden beim Eſſen abzuweiſen. Der Profeſſor Möbius, damals in Hamburg, hörte, von dem Kuſtos aufmerkſam gemacht, dieſe Töne auh und bezeichnet ſie als dem Knarren ähnli, welches entſteht, wenn man das Oberleder eines Stiefels gegen ein Stuhl- oder Tiſchbein drückt. Dieſes Knarren laſſen die Languſten auh hören, wenn man ſie aus dem Waſſer hebt, es flingt dann noh lauter, als man es aus dem Waſſer heraus vernimmt. Es fand ſi<h nun, daß das Jnſtrument, mit welchem die Töne erzeugt werden, eine runde Platte iſt, welche an dem unterſten der beweglichen Glieder ihrer äußeren Fühler ſißt, und zwar oben an der inneren Seite derſelben. Das Knarren entſteht, indem ein behaartes Feld der Platte über die glatte Fläche des feſten Ninges gleitet, mit welchem das erſte bewegliche Fühlerglied verbunden iſt.

Bei den Beſtrebungen, allerlei Nahrung liefernde Tiere regelmäßig zu züchten, hat man natürli<h au< die Languſten ins Auge gefaßt. Von gelungener, vollſtändiger Aufzühtung iſt, ſoviel ih weiß, noh nichts zu berichten. Dagegen wurde man dur< Coſtes Bemühungen auf ſchon früher gema<hte Beobachtungen hingewieſen, daß nämlich die jungen, eben aus den Eiern geſchlüpften Languſten eine große Ähnlichkeit mit den als beſondere Kreb3gattung beſchriebenen Blattfrebſen (Phyllosoma) hätten. Jhr dünner, blattförmiger Kör: per beſteht aus zwei Hauptabſchnitten. Sie haben lange Augenſtiele und lange, dünne Beine bei einer Körperlänge von 1 bis 4 em. Es iſt noh niht gelungen, die aus den Eiern gezogene Brut Blattfrebs (Phyllosoma). Natürliche Größe. in den völligen Phylloſomen-Zuſtand überzuführen, obwohl aus der Vergleihung der Phylloſomen ſowohl mit den ſo ſehr umgebildeten erwachſenen Panzerkrebſen als mit der jungen Brut es ſichergeſtellt iſt, daß die Phylloſomen die Larven jener Krebſe ſind. Der neueſte Bearbeiter dieſer Frage, Nichter, bemerkt: „Dex einzige vollkommen zuverläſſige Weg, dieſe Fragen (ſowie die einzelnen Phyllofomen-Formen) in die Gattungen und Arten der Panzerkrebſe überzuführen, wäre natürlich der, die Entwifelung der betreffenden Tiere im Aquarium zu beobachten. Derartige