Charakterologie
Die Graphologie 285
Modell fein fanın für die Aufgaben des fonjtigen Lebens, an denen jich der Charakter offenbart. Und ebenjo gibt es Menjchen, die während einer beitimmten Aufgabe mehr als andere eine innere Einzeleinitellung einnehmen. Rejtlos fann aljo der fritiihe Einwand gegen dieje beiden Derallgemeinerungen nicht widerlegt werden. Immerbin joll man jid) hüten — und gerade dafür it die Bejcäftigung mit der Graphologie jehr lehrreich —, hier aus grundjäglichen Erwägungen heraus Dorentjcheidungen zu treffen. Die empirijche Arbeit an der Handjchriftdeutung zeigt in getadezu verblüffender Weije, daß dieje Derallgemeinerungen vom Schreiben auf alle Aufgaben des Lebens und von den jich beim Schreiben zeigenden inneren Haltungen auf die dharafterliche Art des Schreibers zu recht be= itehen. Es fannı heute nicht mehr geleugnet werden, dab die Handjchrift ein erjtaunlich günjtiges Modell aller „Äußerungen“ (in dem Sinne, wie diejer Terminus bier immer gemeint ijt) daritellt. Es ift in der Tat das harafterologiihe Experiment jhledthin; nirgend jonjt Tann man im Charafterlihen eine Einzelaufgabe dermaßen günjtig als Modell für alle Aufgaben anjehen.
Grenzen der Gültigkeit graphologiiher Ausdeutung liegen zunädhit in dem Reit, der aud) bei diejer günjtigen Cage felbjtverjtändlich immer noch bleibt: d. h. die Derallgemeinerungen haben eben irgendwo doc} ihre Sehlerquellen in ji.
Die Graphologie hat aud) in diejer Richtung jelbjt gearbeitet: jo gibt es 3. B. eine Art des fadenförmigen „Drüberwegjchteibens“, aljo der Schreibweie, die faum je einen Bucdjtaben wirklich durhbildet (Drud jchlecht unterjcheidet, dabei Hein und undurdjfichtig bleibt), die dennod nicht auf fonjt diejer Schreibart zu= arundeliegende Charaktereigenjhaften jchliegen läßt. In jehr Zonzentriertem Nachdenten, bei völliger Abwejenheit von den Anforderungen, die das Schreiben an uns jtellt — alfo 3. B. beim Niederjchreiben von wiljenjchaftlihen Gedanten, die feitzuhalten unjere ganze Konzentration verlangt — Tann die Schrift nicht mehr als Modell für alle Aufgaben gelten. Während font dieje Schreibweije einen ungejtalteten, unausgeprägten Charakter anzeigt, Tann fie in jolhen Sällen gerade auf äußerjte Gejtaltungsfraft und Geftaltungsanftrengung deuten. Nur find wir dann eben gar nicht bei der Aufgabe des Schreibens, jondern bei der des Dentens. Darum fann fich dann dieje jtarte Gejtaltungsarbeit, die in uns am Werfe ijt, nicht in die Handjchrift hineinprägen, jo wenig wie wir aud) jonjt bei intenfiver innerer Inanjpruchnahme uns nady außen ausörüden: Die Mimit
fonzentriertejten Nachdentens, tiefter Derjentung ijt „leer"! — So unterjteht die ganze Schriftausdeutung nochmals der Dimenjion „Anwejenheit“ oder „Abwejenheit” des Inneren während jeiner Schreibetätigteit. — Das braucht aber
nicht aus der Graphologie herauszufallen. „Sadenduftus" und „Sadendukttus“