Das Nordlicht. Bd. 1-2

Muß es deshalb Gott auch geben? Schuf er mich von seinem Thron, Ward ich durch mein ganzes Streben Element der Negation!

Flut, du bist im Nu davongeflogen:

Nun reift ein Nachmittag auf dem Moraste. Von Purpurfurchen ist der Sumpf durchzogen, Die Segel schlaffen fast von ihrem Maste.

In Trägheit eingemuschelte Gestade Umstarrt die See, gleich einem Prachtachate: Die Türme glühn in einem Abendbade,

Nun ists, als ob ein Lichtgott Zinnen nahte:

Der Wind, der rote Barken froh geschau kelt, Erlaubt den Booten jetzt am Strand zu schlafen: Die Masten sind von Goldträumen umgaukelt, Erblaßtes Wasser ebbt um jeden Hafen.

Ganz ockergelb, wie aus dem Lehm gezogen, Bedecken Segel, Netze, die sich sonnen,

Den trocknen Strand in einem großen Bogen: Matrosen schlummern unter morschen Tonnen.

Ich sehe Goldranken die Luft durchrauschen

Und Heiterkeiten freundlich zu uns schwirren!

Den seltnen Zauber will ich still belauschen:

Doch horch — und hin! Du glaubst dich bald zu irren.

Ein Windhauch trägt mir viel zu viel vom Äther, Vom roten Dunste in die müden Augen:

Ich schließe sie, bis Abendfarben später, Gemildert, für die Traumgesichter taugen.

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