Das Nordlicht. Bd. 1-2

Nun schienen Gebirge die See zu begrenzen: Schon schliefen die Wellen. Der Morgen war lau, Dann fingen oft Sprungbrisen an aufzuglänzen: Dort vorn aber wuchtete wolkendes Grau.

W ie? Springt jetzt ein Windwicht im Liehthemd zum Meere?

Schon lächelt das Wasser. Nun himmelt ein Blau.

Delphine sind da! Doch wo sank die Galeere?

Ein Halbwrack erglüht wie ein flammender Bau.

Der Tag steht nun oben: voll goldiger Dauer.

So hold wie ein Jüngling; leichtlockig und blond. Mein Himmel, du dunkelst: viel höher — noch blauer! Wie wogenlos bleibt, wer sich wonniglich sonnt.

D" Verschwenderin der Liebe, unsre Sonne, leuchtet wieder,

Und das Meer ist von der Wonne ihres Goldes überstrahlt,

Muntre Rudel von Delphinen tauchen auf und tauchen nieder:

Ob das Wasser, vor der Sonne, mit den Meergeschöpfen prahlt ?

Alle Wellen sind Impulse, sind der Wunsch nach Windbewegung, Winde sind die Flucht ins Leben, Sprünge aus dem Ruhezwang, Und das Leben ist die Sehnsucht und der Flug zur Liehterregung, Und das Meer ist eine Lunge, voll von großem Atemdrang.

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