Das Nordlicht. Bd. 1-2

Gott, wolltest du von deinem Throne dich erheben, So hätte alles Wollen seinen Tod erstrebt,

Du aber würdest still und friedlich weiterleben,

Da deine Allmacht nie vor einem Ende bebt!

Der Reichtum deines Wesens kann dir nicht erlahmen: Schon ruht des Fatums Ewigkeit in dir vollbracht.

Die Weltgedanken drängen sich zu deinem Samen Und werden Sterne oder Söhne: deine Macht!

Jetzt runzelt sich auf deiner Stirn der Menschheit Sorge. Was trübt auf einmal deine heitre Majestät?

Die Furcht, daß sich der Geist ein andres Lieht erborge, Zu dem er einst, durch Leid vergöttlicht, übergeht?

( Zeus, du hehres Angesicht in Hellas’ Mythen,

Du blaue Himmelsjugend, die sich voll verschenkt, Nun weichst du einem Wüstengotte der Semiten, Der in der Menschheit seine eigne Pein bedenkt.

O0 Rom, du unermeßlich weiter Machtgedanke, Du Riesenreich, doch ohne große Religion,

Lang widerstand Jupiter Stator nicht dem Zanke Der fremden Gottheiten vor Vestas Thron.

Als sich der Römer vor den Feinden sicher fühlte, Als kein Barbar Italiens Fluren mehr betrat,

Und ferne sich die Kriegswut der Quiriten kühlte, Da ist die Zeit zum Geisterkampf in Rom genaht.

O Rom, du hast bereits zwischen den Ziegelmauern Zu sanft und gut in trauter Blumenau geruht

Und konntest drum die Götterschlacht nicht überdauern, Denn stärker als Cäsarenwut war Glaubensmut!

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