Das Nordlicht. Bd. 1-2

O Rom, o Rom, beschließ die Einheit deiner Sitten! Du hast über den Weltenlauf zu kühl gedacht:

Die Römer horchten launisch zu, wenn andre stritten, Ob Jahwe oder Jupiter die Welt gemacht.

Die Numen wechselten im Lande der Quiriten. Stets nahm es Fremde auf und hat sie umbenannt; Bald durften alle sich in Rom Altäre mieten,

Man hielt von keinem viel und wurde tolerant!

Der späte Römerglaube, Sohn von fremdem Boden, Ward bald von anderen Asiaten fort versetzt;

Die Keuschheit aber lebte schon in hohen Oden, Die Mutter Gottes hat die Vesta nicht verletzt.

Das Feuer ehrten stets Italiens Kinder!

Als das Symbol der Ehrfurcht ward es scheu geschürt. Der Römer übergab ihm Lämmer, Widder, Rinder: So hat er sich bei seiner Gottheit eingeführt!

Dem Müßiggang verdankt die Frau die frühe Achtung, War sie es doch, die urkundig für Krieger bat:

Dem Tode schenkt, wer rastlos schafft, fast nie Beachtung, Doch ist ein Fürwort gut, wenn man dem Ende naht!

Wie sind uns heute die Gefühle doch geschwunden, Um die Geburt verschiedner Glauben einzusehn: Wie hätte Christi Wort sich können voll bekunden, Hätte kein Urkult dürfen zu ihm übergehn!

Nur der vermochte sich zu fremdem Leid zu neigen, Der wohl die kleinen Freuden eines Volks verstand: Wer nicht verschmähte, sich als Heidenfreund zu zeigen, Empfing das wahre Heil aus der Apostel Hand!

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