Das Nordlicht. Bd. 1-2

Bewußtsein aber heißt, für Fernes Formeln finden. Und können wir Erscheinungen ganz knapp bemessen, So wissen wir, wie uns in jede Gegenwart zu pressen!

Kein Mieder, keine Klammer kann als Bild genügen, Um die verhängnisvolle Enge zu beschreiben,

In die sich stets, auf ihren vielen Wanderzügen,

Die Wesen immer wieder gegenseitig treiben.

Ja! Alles was wir ahnen oder kaum erleben,

Muß scharf und straff in junge Fugen greifen,

Und alles was wir tun, muß ringsum Hebel heben, Selbst Träume tun es, die ins Garnichts schweifen.

Ach, alles, auch das Loseste, hat volle Geltung auf der Wage

Der Bilder, die vor unsern Sinnen jäh verschwinden

Oder, aufscehnellend, den Weg zur Dingempfindung finden;

Ja! Alles was da scheint, daß es die Nachbarschaft benage,

Die Wolken, selbst die Blitze, Nebel auf den Fluren,

Bestehn auch innerlich aus Klammern und Konturen.

Die Sonnentiefe, die wir in uns selbst empfinden, Läßt jede Lichtfigur und manche Tat vergrauen: Erlebte Dinge sehn wir blaß und bald verschwinden, Die Zukunft aber kannst du aus dir selbst erbauen.

Der Stern in uns will übersinnlich Gott erreichen, Und sein Bewußtsein läßt er durch den Äther schweifen: Die Fernen sieht er plötzlich schroff und jäh erbleichen, Weil ihre Nähen in den Menschen übergreifen.

Wir leben in der Sonne! Unsre Saele selbst ist sonnig! Doch sieht sie vom Gestirne nur die fremde Mitte:

Was uns dann gleicht, empfinden wir als warın und wonnig, Und lichtgelenkt, beherrscht der Geist bald deine Schritte.

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