Das Nordlicht. Bd. 1-2

Somit verreckten denn die allermeisten Wesen,

Und Licht und Erde trennte nun ein Wüstensaum: Das Wachstum mußte bald verschrumpfen und verwesen, Fast astlos blieb der Mutterstamm vom Lebensbaum.

Die Sonnenrückkehrkrone aber mußte bleiben, Denn Erdenglutsal fand darinnen Unterkunft. So schien für seine Blüten nur des Baumes Saft zu treiben, Und bald entduftete die Tugend der Vernunft.

Vernunft ist ein erworbnes Erbstück unsrer Erde, Das Widersprüche, ja das Licht der Nacht verknüpft! Sie gibt uns auch das Pathos freier Herzgebärde,

Da ihr Entschluß nun mit ins Schöpfungswalten schlüpft.

Sie muß in sich die eigne Sonnenhöhe messen.

Sie ist der Erde tieferstrebtes Meisterwerk.

Sie trachtet, wirkend ihren Ursprung zu vergessen, Und aufs Ermeinte richtet sich ihr Augenmerk.

Sie sucht den Kreis, den sie erfaßt, streng abzuschließen. Der Menschheit Lasternachschub wird von ihr verdammt, Und wo sie stark ist, kann sie geistig tief genießen,

Da sie asketischer Notwendigkeit entstammt.

So ward, fast eirund, auch des Menschen Hirnverschalung,

Durch dünne Wirbel dann, das Haupt vom Rumpf getrennt,

Denn nur der Urellipse Teilung und Verstrahlung

Ergeben Weltvernunft und Sonnentemperament.

Des Menschensamen ganz verschieden rasches Schwingen Gibt künftgen Wesen ihre sonnenfrohe Art,

Wohl muß der Urkeim schon den Sonnenrang bedingen, Nach dem der Pulsschlag dann den Sonnenrhythmuswahrt.

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