Das Nordlicht. Bd. 1-2

Vernünftige Erkenntnis der geschlechtlichen Erzeugung Der Nachwüchse ward bald zum letzten Ruck,

Zur Spaltung in Geschlechter: klare Überzeugung Befreite erst von allen Zwittertumes Druck.

Denn dieses scheute die Vernunft als unnatürlich, Zumal es immer jung, als Urinstinkt, ersproß;

Doch blieb auch seine Grunderstickung unausführlich, Da es stets wieder in den Menschen überfloß.

Das Wechseln ward dann für die Menschen vorbehalten Und die Geschlechtstrennung der Wildnis größter Drang, In Sonnenmännchen und in Erdweibchen gespalten, Erfüllt ja schon das Dasein seinen heilgen Zwang.

Nun schürt jedoch die Erde eine Einheitsflamme, Die die Vernunft zurück in ihre Kreise weist! Sie treibt und hält sich steil am Daseinsstamme Und heilt, was die Natur wild auseinanderreißt.

Im Menschengeiste lohen hehre Farnenwälder Jetzt hoch empor, und was erstorben ist, ersteht. Das da sind Edens urversprochne Felder:

Ihr Himmel ist vom Meergewimmel übersät!

Dort oben schimmern Goldpolypen, Purpurschlangen, Und Riesenperlen ruhn in einem Muschelhof,

Nur Diehter können stets nach ihnen sicher langen,

Und immer fühlt ihr Wesen, irgendwo, ein Philosoph.

Beinahe von der Eingeschlechtlichkeit gereinigt,

Da die Vernunft sie unerbittlich von sich stieß,

Bleibt doch der Mensch noch ernst mit der Natur vereinigt, Wie sich die Schöpfung dies vom Vollgeschöpf verhieß.

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