Das Nordlicht. Bd. 1-2

‚Mann und Weib, die Schreeken könnt ihr überw inden, /Die aus dem Urwald ihr in euch verpflanzt: Ihr wißt ja Seelen tausendfältig zu verbinden, Denn ihr begeistert euch, wenn ihr im Reigen tanzi!

Ein Wollustwunsch scheint eure Arme auszustrecken. Und wo ein Finger einen andern nur berührt,

Vermag der Tanz ein eignes Lustgefühl zu wecken, Das man im ganzen Leibe, wie ein Fiebern, spürt.

Gar schön habt ihr erfaßt, was euch zum Tanz gezwungen,

Denn wenn ihr euch, beim Reigen, Lieblingsblumen reicht,

So ist ein wahres Lenzgefühl in euch entsprungen:

Doch bleibt euch bloß sein Rausch, und es entblättert leicht.

Oft will sich nur ein Übermut aus euch ergießen, Doch wird ein Reigen auch zum ernsten Opfertanz! Dann soll der Seelenrausch nur paarweis überfließen, Denn gläubge Seelen schenken sich einander ganz.

Beim Reigen scheint die Wollust oftmals auszutoben, Doch für das Leben trefft dann eine freie Wahl!

Ihr zeigt beim Tanz, wie ihr euch seelenschlank erhoben, Und dann verschenkt den eignen Lenz mit einemmal!

O Mann und Weib, habt ihr euch traut und wahr verstanden, Durchsorgt kein Zweifel euch, den ihr noch klug versteckt,

Verbürgt ein Herz dem Herzen sich, mit Strahlenbanden,

So falle das Gewand, das euern Leib bedeckt.

Sind eure Wesen voll von Sehnsucht und Verlangen, So bleibt ihr euch gar lang ein junges, neues Paar, Ein Weib kann alles, was im Gatten glüht, empfangen: Gebt eure Überfülle einer Kinderschar.

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