Das Nordlicht. Bd. 1-2

O Winde, seufzt nicht! schweigt, ihr dunklen Bäume! O gebt mir keine künftige Erklärung!

Rauscht auseinander, grausenwahre Träume!

Erlöscht, ihr Blüten: fort mit jeder Ehrung!

Wozu denn auch — sie ist doch nicht gestorben Sie schläft, das Weib von mir in meinen Armen! Wie, hätte ich für sie den Sang erworben?

Nun schweigt, ihr Lieder, habt mit mir Erbarmen!

Doch nein! Das Lied wird nie in mir verstummen, OÖ Orpheus, Eurydice sind bloß Namen!

Der Wind jedoch wird sie den Bäumen summen, Denn Leid zieht weiter, ohne zu erlahmen!

Die frischen Blüten, die am Friedhof blühen, Der weiße Stein, der eine Gruft verrammelt, Die Purpurwolken, die den Schlaf umglühen, Das Wort, das kaum von den Gefühlen stammelt,

Der Schmerzen nimmerstiller Seelenfriede, Sein Sagenkreis und Preis für das Entsagen, Umschlingen alle sich in einem Liede:

Und eine Seele wird es ewig tragen.

Jetzt singt das Lied die weite Lichtentfaltung Und ist so wahr wie Vogellied und Liebe,

Der Trauer gibt sein Klang die Blaßgestaltung: OÖ wehe mir, wenn uns kein Sang verbliebe!

Ich hör den Überschwang zur Daseinsklage:

Er naht mir schon, wie könnt ich ihm entrinnen ? Er ist beinahe eine stumme Frage,

Kein Liebeslied, sondern die Not zu minnen!

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