Das Nordlicht. Bd. 1-2

Die Vögel, die nicht mehr die Jungen finden,

Des Opfers Ohnmacht vor dem Blick der Schlange, Die Seufzerschluft, ein Tränen: zu verwinden! Beleben sich zu Orpheus’ Opfer-Pilgersange.

So ist das Lied und nicht dein vieles Leiden! Der Träne Wärme und ihr stilles Schweigen, Die Nähe Gottes, die wir heiter meiden,

Zu der wir aber, schmerzentschieden, steigen!

ch kann ihn schon so sanft im Wald vernehmen, Auch seine Worte kann ich bald verstehn!

Zurück! ich muß mich vor dem Sänger schämen,

Von weiterher soll mich sein Lied umwehn:

»O Orpheus, Trauer trägst du im Gemütel«

Eröffnet sich beseelt das Weib im Walde.

Nun lispelt es die Lippe jeder Blüte,

Dann schweigt das Lied, und freundlich singt der Skalde:

»Dahin sind meine holden Sommertage, Verloren hab ich meine traute Braut,

Die Leier, die ich fromm um Trost befrage, Hat nur den tiefen, meinen Trauerlaut.

Oft perlt ein Tau auf unsre Leidensblume,

Bald flicht sich ihre Krone licht hervor:

Dann bet ich: Bleib, o Schmerz, zu hohem Ruhme Von unserm Weib, aus hehrem Sternentor.

Mein Weib im Ich, auf Wegen ins Vergessen

Nimm mit, was hier der Stern dir schenkt: mein Lied! Zu welchem Flug muß sich mein Mut ermessen?

OÖ Grauen! Tiefstes, was mit uns geschieht!

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