Das Nordlicht. Bd. 1-2

Wo sich Nacht und Naß umfassen, Träufeln Tränen auf den Kuß,

Wo noch Winde Spuren lassen, Glimmt ein Schwan im Silberfluß!

O, dort taucht im Mond ein blasser Vogel aus den Wogen auf;

Schon verwirbelt er im Wasser, Wohin perlt sein Traumeslauf?

Schwan, der mich so stolz geblendet, Blitzt du nimmer um uns her? Sanft wie Öl, das Frieden spendet,

Schwimmt nun Mondlicht auf dem Meer.

En

Stille, kurze Stunden senken

Schwer sich über Land und See, Orpheus sucht noch wach zu denken, Denn er scheut das Traumesweh.

Ja! Das ist die Zeit der Ängste, Wenn der Alb die Schläfer quält Oder das Gefühl die längste

Schlummerspanne nimmer zählt.

Aber die Gedanken kreisen Frei, wie das der Dichter mag, Und er findet sanfte Weisen Zu des Herzens leisem Schlag.

Ach, in seine Trauernetze,

Die er über Wolken flicht,

Ists, als ob ein Weib sich setze, Leise schimmert sein Gesicht.

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