Das Nordlicht. Bd. 1-2

Und sieht nun Wichte immer näher wippen:

Fast scheinen sie ihm eigne Odemsflocken,

Doch schimmern unter ihrem Lichtkleid Rippen. Ganz langsam regen sich die dürftgen Münder, Und endlich spricht ein Schaumgebild verständlich: »O müder Orpheus, krauser Lichtverkünder,

Wir suchen dich, und unser Gruß heißt: Endlich! OÖ hör uns an, wir sind der Traum der Sünder, Und Sünde tragt ihr tief in den Gebeinen:

Die Knochen, Knorpel, Fleisch, das euch umwandet, War Lust, bevor ihr Menschen Lust empfandet. Wo Licht und Erde sich zum Kuß vereinen,

Muß Leben, mit dem Schreck zugleich, erscheinen. Auch mir gab Sonnensehnsucht die Beseelung, Doch schwach war unser Griff nach eurer Erde: Was ist ein Leib, wenn nicht Geschickserwählung? Sieh! Jeder wollte, daß er glücklich werde;

Wir tauchten auf und lebten eine Weile: Verreckt, erlangten wir zum alten Glücke

Stets wiederum die gleichen Körperteile;

Auf einmal aber schlugen Donnerkeile

Der Sonne unsre Erdhüllen in Stücke!

Da euch das lichte Recht nun frei beschieden,

So mußten wir uns zu den Trieben schlängeln Und wurden dann zu Ränken, euern Mängeln, Drum werden unsre Trümpfe gern vermieden!

Als Laster, ha! als Feinde euerm Frieden, Verstießt ihr Menschen uns zu jenen Engeln,

Die euren Seelen Daseinszangen schmieden:

Wir aber zollen hohler Lichthoffnung Verachtung Und wünschen uns zurück in Glücksumnachtung! Verdammt, die Liebesketten zu erhalten,

Die weithin, über alle Lasterspalten,

Das Trieblichsein der Geistigkeit verbindet,

Sind wir der Schwindel, den der Mensch empfindet,

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