Das Nordlicht. Bd. 1-2

Blumenkissen, weiche Purpurdecken, Morgenflechten, seltne Mondlichtsehnecken Wollen Wimpel froher Morgen hissen!

Ihm sinds Schlangen: zu Gewissensbissen! Altverscharrte Träume glimmen wieder: Sanft vertraut beblickt er holde Glieder Samtig schöner, wollustheißer Frauen. Höchste Wonne darf sein Auge schauen! Grauen faßt ihn; ja, verwolkte Zeiten Wollen Traumgeschleier mild durchblauen: Bei Geburt besonnter Jugendweiten,

Als er Eurydicen bräutlich kannte

Und zur Liebe singend sich ermannte, Fühlte er in Fiebertraumgewittern

Ihre Hand auf seiner Stirn erzittern.

Ach, er griff danach. Schon war es Morgen. Süße Stunde sachtentschlafner Sorgen!

Doch er träumte noch! Entzückt — lebendig! Seine Blicke glühten wildgeständig.

Seine Hände fühlten ihren Schatten,

Der sich wehrte, liebesanft ermatten; Rauschhaft sich voll Anmut ihm ergeben Und die Liebe mit der Lust verweben! Eurydicen hielt er da umschlungen.

Damals schwanden die Erinnerungen Trauter Stunden unter andern Träumen. Doch nun sieht er sich als Schaum, in Räumen Oder unter Bäumen, die er kannte,

Als er Eurydicen an sich bannte!

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