Das Nordlicht. Bd. 1-2

urydice, weiße Braut der Nächte,

Hat, Geträumte, dich mein Traum gekränkt? Wandelst du errötend durch die Schächte Tiefen Grauens, das dich steil umdrängt?

»Traute Braut, nach deinem blassen Scheiden, Eurydicel« denkt der Sänger laut,

»Fühlt ich Reue, schwur ich ab in Eiden, Hab ich wach, in Scham, dir nachgeschaut!

Ach, dein fahles Bild war bald verdunkelt! Doch du warst es! Würde hats bezeugt. Traumhaft traurig hat dein Blick gefunkelt, Als du dieh, umarmt, zu mir gebeust.

Damals traf mich keines Sternes Strahlen: Wehmut tränte auf, nieht Tau der Lust! Haucherahnte, Atmende in Qualen,

Gütig ruhtest du an meiner Brust.

Tückischgrause, frühergraute Stunde, Gaukelnd hast du mich zur Brunst verführt: Ich ergab mich dem Granatenmunde,

Den ich pflückte, der mich kühl berührt!

Fieberflammen meiner Inbrunstküsse,

Glüht ihr noch als Brandmal meiner Braut? Stürzt euch drauf, o löscht sie, Jenseitsflüsse: Wißt, wie mir vor eignem Unheil graut!

Eurydice! Keusche, reinstes Wesen!

Arg ist, was ein Wunsch an dir verbrach. Dein bin ich in meinem Traum gewesen: Keine Wallfahrt tilgt die Schuld und Schmach.

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