Das Nordlicht. Bd. 1-2

Der Dichter kann lange vergrübelt nieht sprechen, Doch sagt er dann endlich zu sich und dem Wald, Es hörts auch der Jüngling: »Ein großes Verbrechen Am Schweigen im All hat als Welt uns durchhallt!

Der Aufruhr der Lichter, der Ausbruch der Töne Wird jetzt wieder milder und naht seinem Tod, Doch leidvoll bleibt ewig der Wesen Gestöhne, Und Blut ist das Leben, wildflammendes Rot!«

Tnd Orpheus singt, umringt von hohem Vogelbogen! Der Löwe horcht, ein Knabe ist an ihn gelehnt: »Der Sonne gleich ist unser Geist emporgeflogen! Dein Herz erweckt ein Stern, der sich nach Sternen sehnt. Du wirst nicht Sonne, bleibst nicht Erde; du bist Fehde! Im Lied erglimmt dir Friede: Fehde schafft noch Rede! Die Seele ist ein Schlund, in Sonne eingesenkt, Wie See in deine Erde, die uns Wolken schenkt. Und du wirst Traum! Der jüngste Mond im All! Du bist ein Brunnen. Unterm Ich erwirbeln Wir: Ein Sturz in dich ist tiefster Wonne steilster Fall: Ich zittre still, daß ich in dir mein Ich verlier! Du hast die Erde, eine Mutter: lieb’ sie hold! Doch bleibst duSonne: Mond dein Träumen; Taten Sterne! Der Tod ist oft eine Gestalt im Schleiergold, Das hoch dein Sonnlich-Sein zu stolzem Flug entrollt. Das Herz allein birgt Größe: du erdichtest Ferne! Dein Sterben sei dir Halt: das Ich im Urverloren Hat fromm, durch Selbstgeburt, den Tod erkoren! Er hält dich fest. Bei Sonnenhochflut droht Ertrinken: Kommt Gott in uns, so wollen wir in Ihn versinken, Doch wird dein Herzensstern den Sturz ins Licht verwinden! 585