Das Nordlicht. Bd. 1-2

s0

Und drinnen regt, mit leichtem Engelsschritte, Das Leben sich, in stillem Feuerstrom.

Schon bannt das Licht die künltigen Gestalten Mit Glutenmacht auf harten, nackten Stein, Und merzt sie grell in steile Felsenspalten

Als Lebensbilder, Formgespenster, ein.

Auf Trümmern seh ich Lichtgedanken thronen, Wo mancher sich mit Wucht am Felsen hält: Drum wurzeln, dauern Wesen für Äonen, Da nie durch Sturm ein Gluturteil zerfällt!

Die Bäume spenden sich, mit vollen Zweigen, Was jeder hat, an Lust, an Lebensduft,

Wir Menschen aber suchen, was uns tief zu eigen Und doch getrennt ist durch die Sonnenkluft!

Die Macht des Lichtes, die uns weit versprengte, Wie’s uns ein großes Taggebot befiehlt,

Ließ Treugefühle, wo sich Brunst verschränkte, Als Band zurück, das sich durch Glut erhielt.

Die Wesen, die den Wurzeln sich entringen, Durchklingt ihr Halt, durch stille Eigenglut, Doch schweift der Sinn zu sonderbaren Dingen, Denn tausendfach regt sich verwandtes Blut.

Der Mensch kann die Versuchung von sich streifen. Er weiß, daß eine Reife in ihm ruht:

Erwacht sie, wird er deutbar sich begreifen:

Die Wahrheit glimmt in keuscher Weibeshut.

Nur eine Seele kann die Blüte tragen!

Oft knospt sie lang, bevor sie rasch erwacht: Ein Augenblick wird einem Auge sagen,

Was Sonnenkinder unter sich vollbracht!