Das Nordlicht. Bd. 1-2

In deiner Sehönheit, Weib, bringst du die Schäume Der Seelenilut dem Schöpferkusse dar,

Aus deiner Schlankheit sprudeln weiße Träume, Und Jugendgold verklärt dich wunderbar.

ir ist es olt, als sehnten sich die Blumenwiesen, | In heitrem Lenzessehmuck, nach einem Fernentlug, Als wähnten wir, als hofften sie, die Winde bliesen Sie munter fort, als traumhaft bunten Flatterzug.

Nun plötzlich seh ich, wie sich viele regen: Befreite schon und trägt sie gar ein Lenzgeruch? Narzissenfelder können ihren Flug erwägen Den Liebenden gelingt der erste Fluchtversuch!

Nein, weiße Tauben sind das, die mich deutlich täuschen: Doch weiß ich, daß ich Blütensehnsucht wahr empfand! Nun lausche ich der Vögel wirren Fluggeräuschen, Die erst im Steilgesang ihr Jubeltum erkannt!

Ich selber bin ein Wunsch nach Liebe und Entfaltung, Der mühsam erst aus Irrgespinsten bricht:

Mein Weib, wann gibt mein Geist dir Wahrgestaltung, Wo bist du, Kind, das wieder kindlich zu mir sprieht?

Ich habs im Sinn, daß tausend weiße Himmelswiesen In uns sich suchen, weil sie gleicher Duft beseelt,

Sie wollen sich aus Liebe ferneher erkiesen,

Und keusches Glück hält sie einst sommertreu vermählt.

Ja, keusch ist unsre Flur, die liebend sich befruchtet, Denn Reinheit weht ihr Mittagsmeer, ein Schneegelild, Dir gilt mein Lied, o Gischtsee, die im Felsland buchtet Und tiefverschluchtet Brunst und Ruhesehnsucht stillt.

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