Das Nordlicht. Bd. 1-2

Farbenstadt Venedig, dir zu Füßen

Verstreut und legt ein grüner Strom Juwelen: Das Meer will jedes Dogenhaus begrüßen, Hier dürfen nirgends Flutgeflechte fehlen,

Auf himmelblauem Dunkelglutengrunde

Verbrämt und striekt das Meer vor manchem Schlosse Prunkteppiche, und seiner Tiefe Funde

Umschwärmen leuchtend jede Seekarosse.

Erflimmert sind des Meeres Sonnenstoffe!

Vor Marmortreppen webt es Züngelspitzen:

Und droht verfinsternd steil das Gotischschroffe, So hilft es sich mit Silberwirbelwitzen. _

Die reinsten Flammen sind Türkisen, Rauten, Doch hebt das Meer oft ganze Perlenspiegel: Narzissen schwemmt es vor die Schimmerbauten Und rote Nelken vor Verwittrungsziegel.

Ein wahrer Prachtdamast ruht vor den Stufen Der Muttergotteskirche »la Salute«:

Das Meer hat alten Prunk emporgerufen:

In diesen Teppieh glüht es Grundtribute.

Die Kirchenkuppel bliekt mit mildem Auge Zur Spenderin der Reinheit auf, zur Sonne: )a scheint es fast, als labe sich und sauge Ein Tempelwunsch am stillen Milchtagsbronne.

Venedig, die Emplindungsinseln stiller Stunden

In deinen Fluten geb ich dir in Liedern wieder! Venedig, bunte Fernen sind in dir verbunden, Verschwundne Numen öffnen hier die Schlummerlider.

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