Das Nordlicht. Bd. 1-2

Tenedig, dankbar bringen dir die Götter Gaben,

Geschenke, wie sie keine andre Stadt empfangen: Du bist wie Aphrodite, der du gleichst, erhaben! Du hast erwachend stets ein trautes Brautverlangen.

Bevor dein Bräutigam, das Meer, dich darf gewahren, Beschaust du dich im Venusspiegel durch die Schleier, Die nächtlieh sich auf deinen goldnen Sonnenhaaren Ersilbern lassen: ein Geschenk von deinem Freier!

Der Venus Tauben, kaum vom Traume aufgeflogen, Umgurren deine buntgefüllten Wandellauben,

Und Taubenschatten, Schaumgeburten goldner Wogen Besetzen Zinnen, Kirchenkuppeln aller Glauben.

Es blauen dunkle Fluten um die grünen Augen, Die glanzlos in den Ebbestunden fast erblinden: Und Sumpfalgen, die Ströme aus den Furchen laugen, Beginnen rostigrot rings Tanzkränze zu winden.

Das Licht auf der Lagune ist der Pfau der Hera, Den Zeus’ Gemahlin für Venedigs Freundschaft spendet! Denn hier lebt noch der Mensch in seiner Sonnenära,

In der Minerva Helm und_Lanze frei verwendet!

Fürwahr, die Götter Hellas’ leben in Venedig! Auf der Lagune glitzern Hermes’ Flügelschuhe, Das Volk ist findig, eitel, heiter und ruhmredig, Wohl fand Merkur in ihm seiner Bewegtheit Ruhe.

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