Der Gottesbegriff meister Eckharts : ein beitrag zur bestimmung der methode der Eskhartinterpretation

Zugang der Seele zu Gott möglich ist. Soweit Eckhart der scholastisch-aristotelischen Psychologie bezüglich des Korrelationsproblems verpflichtet ist, ist er es aus historischer Zufälligkeit und nicht aus innerer Wahl, denn Eckhart ist seiner gedanklichen Tendenz nach Platoniker. Das zeigt sich in nicht zu überbietender Klarheit darin, daß er alle diesbezüglichen Motive ontologischpsychologischer Art von innen her sprengt und sie an die Grundschematik der logıschen Korrelationsformen angleicht. Fs muß mit aller Shärfe betont werden, daß die Geschaffenheit der Seele im Grunde völlig überwunden, und daß in allen möglichen psych»losischen Motiven der Ich-Einzigkeit ihre Wesenseinheit mit Gett und :hre korrelative totale Bindung ausgesprochen wird. Es ergibt sich daraus, daß die Psychologie theologisch völlig irrelevant ist, daß die Theologie vielmehr erst ihre „psychologischen“ Korrelationsmomente selbst bestimmt und erzeugt”“). Nicht genug damit, daß Eckhart die Psychologie grundsätzlich aus der Theologie verweist, stellt er sie auch im engsten Zusammenhang damit auf eine grundsätzlich neue Basis.

1.Das Wesen,derGrund der Seele.

An vielen Stellen seiner Schriften finden wir Eckhart die korrekte thomistische morphologische Metaphysik der Seele vertreten. Die Seele ist Form des Leibes, in sich absolut einheitlich, jedoch unterschieden nach Wesen und Kräften. Das Wesen ist Träger, Subjekt der Kräfte, in dem die Kräfte einheitlich zusammengefaßt sind und aus dem sie in ihrer Mannigfaltigkeit hervorgehen’”). Die Theorie von den Seelenkräften ist durchaus nicht systematisch vollständig und einheitlich. Eckhart hat im Grunde keine psychologischen Interessen, sondern nur theologische, und er erörtert das Problem der Seelenkräfte in der Regel nur so weit, als es für sein eigentliches theologisches Anliegen, für die Bestimmung der Korrelation Gott — Ich belangvoll ist. Als solche Korrelationsmomente gelten das Wesen oder der Grund der Seele und die oberen Seelenkräfte Vernunft oder Intellekt und Wille, von diesen vorwiegend der Intellekt oder die Vernunft, häufig in der Wertbezeichnung man der sele oder houbet der s£le.

Erscheint auch die Terminologie durchaus „korrekt“, so bestä-

53) Daß die Psychologie für Eckhart nur ein Randproblem bedeutet, das den Kern seiner Theologie niht mehr berühre, ist neuerdings auch von Weiß betont worden. (Die Seelenmetaphysik des Meister Eckhart, Zeitschrift für Kirchengeschichte, L II, 1953.)

354) cf. Pf. 1:4,25ff., 9,25 ff.; 2:13, 3ff., 14,14 ff.; 14: 70,32; 60: 193, 16 ff. cf. Meerpohl p. 78 ff.

193