Der Gottesbegriff meister Eckharts : ein beitrag zur bestimmung der methode der Eskhartinterpretation

ce) Der dritte Name ist: „mäjestät der substaneie gotes“, die Substanz Gottes ist das reine Wesen, die „ursprunglichkeit“ der göttlichen Personen. Mit diesem Attribut der Majestät wird auch die Seele ausgezeichnet, sofern sie sich selber gelassen hat, ihr eigenes Wesen aufgibt. Diese Reinheit und Bloßheit ihres Grundes wird sodann mit dem Prädikat der Bloßheit Gottes selbst bezeichnet: „Denne heizet diu sele majestät, so si wesen begibet: dä sol man bekennen vater und vaterlicheit unde sun unde sunlichkeit und ir beider geist in einekeit begriffen“ (79, 26). An diesen Begriff der Bloßheit und Einheit des Wesens schließt sich unmittelbar die dritte Namengruppe, die denselben Gedanken noch einmal aufgreift: „Der vater gap ime fünf namen äne wort" und darauf folgt sogleich die korrelative Wendung auf die Seele: „Daz uns got blöz behalte in im, des helf uns got“, womit die Predigt abschließt.

Das Ergebnis der Betrachtung dieser Predigt ist dasselbe wie oben. Es ist die Feststellung der Einheit des Wesens der Seele mit Gott bei personaler Unterscheidung. Die Seele ist auch „widerglanz des vater“ und „ein berhaftekeit und gelicheit in dem vater“ und in der „Substanz mit ihm in Einigkeit begriffen“. Die Person Christi ist mit der Seele identisch. Sofern Christus noch eine selbständige Rolle zu spielen scheint, ist es mehr aus traditionellhistorischer Zufälligkeit als aus systematisch-logischer Notwendigkeit, denn der Gedanke einer Mittlergestalt zwischen Seele und Gott wird ausdrücklich in dieser Predigt abgewiesen: „daz oberste gensterlin... . daz gescheidet sich nimmer von gote und wirt niht gemittelt“ (79, 6)°*).

2. Die Seelenkräfte: Vernunft, Intellekt.

Von den Seelenkräften kommt als Korrelationsglied fast nur die Vernunft in Betracht. Ich wies bereits darauf hin, daß die Unterscheidung von Wesen der Seele und Wirkkräften zwar von Eckhart als traditionelles Gut übernommen wird, daß sie aber in

persöne gebern (mit gote gebern E2), so got lachet in si und si wider lachet in in. Bi eime gelichnisse: als der vater lachet in den sun und der sun wider in den vater und daz lachen birt lust und der lust birt froide und diu froide birt minne und diu minne birt persöne unde persöne birt den heiligen geist: also birt si mit dem vater. (Ich habe 79,25 birter nad E2 zu birt si gebessert!) Zu dem Problem der parallelen Attributszuordnug von Seele und Christus bezw. Gott, ef. Pf. 54: 175, 14 ff.: 95: 309, 11 f.: 97: 313,1 f.; 84:270.3ft.: Nachdem zuerst von Gott und seinem Wesen gesprochen ist, erörtert E. das Wesen der Seele als dem Beiwort bei dem Wort (271,8.).

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