Der Gottesbegriff meister Eckharts : ein beitrag zur bestimmung der methode der Eskhartinterpretation

Schluß der Predigt (250, 56 ff) mit seiner kühnen Herausforderung des „Irutz got!“ einen eindeutigen Beweis geben. Jene Herausforderung ist ein Zeichen dafür, daß die Predigt in einer Zeit der Loslösung von traditionellen Bindungen, in einer Periode eines inneren Entwicklungsfortschrittes entstanden ist, wo der Prediger sich in einem solchen Ausruf gleichsam Mut macht zur eigenen Kühnheit und noch nicht die ruhige abgeklärte Sicherheit einer einfach selbstverständlichen Darstellung gewonnen hat. Aus einer solchen Möglichkeit könnten auch die kühnen Vorstöße und zugleich die ängstlihen Rückzüge ihre Erklärung finden, denn die Unterscheidung von Licht der Vernunft und Licht der Gnade und die Abwertung der Vernunft kommt auch vor in der Predigt 41°), von der ich zeigte, daß sie vielleicht auch in einem Augenblick eines inneren Entwicklungsfortschrittes entstanden sein wird (cf. oben p. 110 cf. Pf. 41: 158, 31).

Durch Einschiänkungen solcher Art werden das Prinzip der Interpretation und auch die sachlichen Ergebnisse in ihrer systematischen Tendenz nicht berührt. Das erweist auch die bedeutsame Erscheinung der sachlichen Identität der psychologischen Korrelationspole: Der vernünftige Mensch ist identisch mit dem abgesc&hiedenen“‘); das „houbet, der man der sele“, die Vernunft ist identisch mit dem „homo interior“), mit dem „Fünklein“”‘) und mit dem „Bild‘“°). Die Korrelationsstruktur dieser Motive bildet somit ein Deutungsmoment für die Korrelationsform am Motiv der Vernunft,

Aus der Identischsetzung von Seelenwesen und Seelenkraft und ihrer Wesensgleichheit mit Gott ergibt sich, daß die Seele ebenso wie Gott actus purus, reines Erkennen ist. In eben dieser Richtung liegen die prinzipiellen Erörterungen Echarts über das Erkennen in den Pariser Quaestionen, in denen Dasein und Erkennen von einander getrennt und jeder Begriff für sich eindeutig gemacht ist. Der Intellekt hat kein Dasein: „Intelleetus inguantum intelleetus nihil est“ (Gey. 15,15). Da aber Intellekt als solcher begrifflich eindeutig ist, so ist er allgemein, als Gegensatz zum Dasein, subsistent und ungeschöpflich”*). Gegenüber dieser konsequenten Formulierung sind die Einschränkungen, daß das Erkennen nur eine „guaedam deiformitas vel deifor-

#15) Pf. 41: 139, 32 ff.

12) Homo nob. z. 105.

420) BgTr. 42, 13.

21) Pf. 31: 109,13; 84: 270, 3; 90: 297, 38.

#22) Pf, 31: 109,12; 42: 144, 17.

223) Gey. 18,28: intelligere inquantum huiusmodi est subsistens. Item est increabile inquantum huiusmodi.

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