Der Gottesbegriff meister Eckharts : ein beitrag zur bestimmung der methode der Eskhartinterpretation

nen Ähnlichkeit mit seinem Urbild erhöht. Diesem so vollendeten Bild kommt erst das Prädikat der Gleichheit zu”).

Bei Eckhart begegnet zwar auch die Wendung des „nach dem Bilde Gottes geschaffen“ an manchen Stellen, aber die Unterscheidung von vollkommenem und unvollkommenem Bild, von imago und ad imaginem hat keine systematische Bedeutung mehr für ihn. Das Ich ist nicht ein Bild des Königs auf einer Münze, sondern es ist naturhaft selber wesensgleiches Bild des Königs als dessen Sohn. Es ist imago, Sohn Gottes als Glied des innertrinitarischen Prozesses. Eckhart übernimmt zwar von der ersten thomistischen Stufe den Begriff der Natur; aber diese natura mentis als Bild Gottes gilt nicht mehr als Geschöpf, sondern als ungeschöpflich, die unmittelbar aus der göttlichen Natur selbst entsprungen ist. Sie betrachtet Gott nicht als ihren Schöpfer, sondern als das wesensgleiche polare ens racionale”"). In sehr charakteristisher Wendung madıt Eckhart aus dem „ad imaginem creati Dei“ ein „ad imaginem increati (III 415, 15). Darum sind die Relationsattribute des Ich in seinem Verhältnis zu Gott nicht mehr bloße ÄhnlichkeitundGeschaffenheit, sondern Gleichheit und Geborenheit, denn im Begriff der Geburt liegt die Bestimmung der Wesensgleichheit””). Der Gedanke der Wesensgleichheit veranlaßt Eckhart, in der Predigt Pf. 65 den Ausdruck: Gott habe das göttliche Bild natürlih im Menschen zeschaffen (198,15), durch eine Unterscheidung gleichsam zu korrigieren und widerspruchsfrei zu machen. Es ist ein „teil des bildesnäch dem er (sc. der mensche) gote gelich ist und näch der einikeit got si“ und ein anderer, nächdemer geschaffen ist“ 198,54). Der Ausdruck der Geschaffenheit ist damit entkräftet und es muß das Motiv der Unzeschaffenheit als das theologisch Entscheidende betrachtet werden wie in der Predigt Pf. 14: 69, 10: Gott habe das Bild in alle Seelen natürlih gedrückt im Sinn einer Geburt aus Gott, welcher Gedanke wenn nicht dem Wortlaut so doch dem sachlichen Gehalt nach das eigentliche Thema der Predigt Pf. 65 ist.

Mit dem Begriff des „Natürlichen“ treibt Eckhart ein eigen-

23) S. Th. I, 95,1 u. 9,

120) Pf. 14:69,6: Hie nimet daz bilde niht got als er ein schöpfer ist, sunder es nimet in als er ein vernünftic wesen ist und daz edelste der nature erbildet sich aller eigenlichest in daz bilde. Diz ist ein natiurlich bilde gotes, daz got in alle selen natiurlich gedrucket hat. Nu mac ich niht m& geben dem bilde: gebe ich ime ıne, so miieste ez got selber sin, unde des enist niht, wan so were got niht got.

430) jb, z. 15 ff., 24: Bilde nimet alleine sin wesen äne mittel an dem

209