Der Gottesbegriff meister Eckharts : ein beitrag zur bestimmung der methode der Eskhartinterpretation

mation diese imago perfecta werden könne, denn gleich die erste Wesensbestimmung des Bildes: „Primo est similis“ wird begründet mit dem Schriftzitat: „Wir werden ihm gleich sein“ (similes! I Joh. 3,2), und Eckhart führt den Gedanken weiter, daß nur der Abgeschiedene diese similitudo habe. Die Wesensbestimmungen des Bildes, die nunmehr rein abstrakt dargelegt werden, gelten also konkret für das Ich, wofür noch das sechste Argument einen Beweis bringt, wenn es die „formale Dependenz“ des Gerechten von der Gerectigkeit als Eigentümlichkeit des Bildes auszeichnet. Die Tatsache, daß auch sonst der Gerecdte als das Bild der Gerechtigkeit”), der Gute als das Bild der Güte**®) bezeichnet wird, deren Verhältnis das von Vater und Sohn ist, stützt ferner die Auffassung, die hier gegebenen Bestimmungen des Bildes auf das Verhältnis Gott — Ich anzuwenden. Diese Bestimmungen sind nur in erweiterter Form die schon in den deutschen Predigten betrachteten: Die immanente Wesensemanation, die Eckhart bei der Korrelation Gerechtigkeit — Gerecter die „formalis dependencia“ nennt im Gegensatz zur kausalen Dependenz, in der das zweite Glied „finis et effeetus“, das erste „causa efficiens“ ist, welcher Fall nur auf die physische Natur Anwendung findet. Nicht der kausierende Wille erzeugt diese Spannung, sondern die Natur des logos spannt sich aus sich selbst in ihre polaren Momente. Es ist also die Selbstreflexion des logos, in der Vater und Sohn einander polar gegenübertreten und doch beide total wesenseins sind. Das eine Glied kann ohne das andere nicht verstanden werden, und keins von beiden ist irgend etwas an sich, beide sind immer nur in und miteinander: in korrelativer Immanenz des unum in altero, des ego in patre et pater in me.

Angesichts dieser konsequenten Identifizierung des Sohnes mit dem Ich dürften die abschwächenden traditionellen Begriffe des „lumen gracie et Jumen glorie“ nicht ernstlich ins Gewicht fallen, zumal die logische Korrelationsform über die Gerechtigkeit die Eckhart niemals durch diese Begriffe der Gnade und der Glorie einschränkt, mit der hier erörterten Bildlehre verknüpft wird.

Eine Überschan über die Bildlehre zeigt somit zwei sehr beachtliche Tatsachen: daß 1. die in den Bereich der reinen Ontologie gestellte Selbstreflexion des logos, in der Gestalt der Trinität, nunmehr wieder zu einem eigentlich logischen Problem wird, da sie das Gesetz bildet für die Bestimmung des Verhältnisses Gott — Ic. Das Verhältnis Gott — Ich ist nicht mehr als ein kausales, sondern als formales bestimmt. Das Ich ist grundsätz-

#2) Dempf, Metaph. d. MA.s p. 129 Mitte, 45) BgTr. 17,17.

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