Der Gottesbegriff meister Eckharts : ein beitrag zur bestimmung der methode der Eskhartinterpretation

lich. aller Kreatürlichkeit enthoben und ein Moment in der nun"mehr im rein logischen Sinn, d. h. als Gesetz verstandenen Trinität geworden. 2. Das psychologisch gefaßte Motiv des „ad imaginem“, soweit es nicht überhaupt ignoriert wurde, ist von innen her gesprengt, da das Attribut der Ungeschöpflichkeit die Seele auf eine grundsätzlich neue Basıs stellte, sie hineinrücte in den Sinnraum des logos. Die absoluten Transcendenzen Gott — Ich werden somit zu einer Synthese zusammengezogen. Der Ausdruck der Synthese ist jedoch nur ein vorläufiger Tendenzausdruck gegen das Ansichsein der beiden Pole. Mit diesem Begriff könnte man Eckharts historische Leistung bezeichnen. Seine systematische Leistung aber ist nicht ein Zusammenbringen, sondern das Auseinanderspalten beider aus einem, die Spannung des logos zur Polarität. Daß er diese Trinität in ihrem neuen Sinn nicht als Sein, sondern als Gesetz begreift, das macht ihn erst aus einem Ontologen zu einem „Logiker“ im wahrsten Sinne des Wortes.

4 Die Dualitätvon Natur und Geist. Derinnere Mensch.

Es muß als das wesentlichste Verdienst der eckhartischen Theologie bezeichnet werden, daß sie die Kluft zwischen Gott und Ich als eine solche zwischen Schöpfer und Geschöpf beseitigte und das Ich als polares Glied in den Sinnraum Gott einbezog und jene Kluft in ihrer neuen Struktur der totalen Trennung und zugleich der totalen Zuordnung von Gott und Kreatur in den Menschen selbst hineinverleste. Diese innere Spannung von Natur und Geist kommt in mannigfachen gedanklichen Motiven zum Ausdruck, von denen wir bereits das von Knecht und Freund kennen lernten. Es sind insbesondere Gedankengänge und Bezeichnungen biblischer Herkunft, die hier zum Ausgangspunkt der theologischen Spekulation geworden sind: die Unterscheidung und Spannung von äußerem und innerem Menschen®“), der alte und der neue, der irdische und der himmlische Mensch”). Dazu kommen Bezeichnungen wie: der edle Mensch, das äußere und das innere Auge der Seele**).

Der äußere ist der kreatürliche, irdische Mensch, der auf die äußeren Dinge gerichtet ist. Er unterliegt dem Ablauf der Zeit, er altert von Tag zu Tag, sein Ende ist der Tod. Er bedarf der Unterweisung von außen her aus den Sinnen. Kraft einer solchen Kenninistotalität trägt er die charakteristische Bezeichnung des

#88) cf. II. Cor. 4,16; Eph. 5, 16. #7) cf. BgTr. 41, 15—50. #38) Pf, 85:—1 152, 34 ff.

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