Der Gottesbegriff meister Eckharts : ein beitrag zur bestimmung der methode der Eskhartinterpretation

„mundus sensibilis“**). Wie seine Kenntnis ihm von außen zugetragen wird, so bedarf er auch der moralischen Stütze von außen her. Es heißt nämlich von ihm, er bedürfe der Sakramente (egens sacramentis Sp. 11,6).

Der innere Mensch ist von dem äußeren grundsätzlich unterschieden: „Der inner unt der üzer mensche die hänt als verre underscheid als himel und erde“ (Pf. 56: 180, 16f). „Homo interior ab homine exteriori, quamvis simul videantur, loco plus tamen distant, quam celum ultimum a centro terre sicut eciam est de calore et forma substantiali ignis“ (Sp. 14,9fB). Es ist der Unterschied zwischen Wesen und Erscheinung, Ursprung und Entsprungenem*®“). Der innere Mensch ist somit der wesentliche Mensch, der nicht den Bestimmungen der Zeit und des Raumes unterliegt, sondern der in Ewigkeit lebt“) — hier kommt das Wesen der Ewigkeit als Erlebens- und nicht als Lebensform sehr scharf zum Ausdru&k —. Eckhart zieht nicht den Schluß, aber er liegt in dem Begriff der Ewigkeit: der innere Mensc ist unsterblich“®), er bedarf keiner Unterweisung von außen her, weil ın ihm selbst wesentlich alle Wahrheit wohnt. Gott wohnt in ihm: Gott spricht dort und wird dort gehört“®). Wie der äußere Mensch, so wird auch er durch einen Namen charakterisiert, der das systematische Ganze alles dessen bezeichnet, was in ihm lebt: er ist der mundus intelligibilis®*), aber nun nicht in seinem faktischen Bestand, sondern in der qualitativen Weite seiner Gesetzlichkeit: „Hic homo interior spaciosissimus est, quia magnus sine magnitudine“ (Sp. 16,5), wie es in den deutschen Predigten heißt von der Vernunft: „dä ist wite äne wite“ (Pf. 29: 105, 27).

=) Sp. 11B,5: Distinguitur homo exterior et interior, Exterior: vetus,

terrenus huius mundi, veterasceit de die in diem. Finis eius mors,

egens sacramentis et doctrina ex sensibus.

Sp. 12A,5: Item homo exterior: mundus sensibilis.

cf. BgTr. 50,52: hitze des fiures und wesen des fiures sint gar

ungeliche und wunderlichen verre von einander in der nature,

alleine si gar nähe sint nach der zit und nach stat.

BgTr. 50,20 ff. mit der bedeutsamen Unterscheidung von Anfang

und Ursprung!

Sp. 14B, 21: interior homo nullo modo est in tempore aut loco, set

prorsus in eternitate.

“2) BgTr. 45,1: der do volget und lebet nach dem geiste, nach sinem rat, der hoeret zuo dem ewigen lebenne, der do volget nadı dem fleische der stirbet. cf. Pf. 87: = Qu. 58, 17 ff.

#2) Sp. 14B,16: in homine interiori secundum Augustinum habitat veritas .... 2. 26: ibi oritur deus ibi auditur, ibi est, ibi loquitur deus et solus. ef. Pf. 83: — I 152, 55—153, 3.

#4) Sp. 11A,19: homo interior, homo novus, homo celestis, mundus intelligibilis. 440)

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