Der Gottesbegriff meister Eckharts : ein beitrag zur bestimmung der methode der Eskhartinterpretation

Es wird hier deutlich, daß die Menschennatur nur als Begriff in uns einmalig eindeutig ist, daß sie aber ex parte rei in der Mannigfaltigkeit ihrer Einzelsubstanzen aufgefaßt wird. Daher ist die Lösung dieses Problems, daß der eine verkörperte Christus auch nur eine einzige Menschennatur annehme aus dem Geschlechte Adams (ib. a. 5 u. 6), eine natura in atomo! Eckhart stellt unter dem Einfluß von platonischen und averroistischen“””) Motiven dies Problem auf eine ganz andere Ebene. So heterogen diese beiden Quellen an sich sein mögen, so dienen sie ihm beide dazu, die thomistische Lösung des Inkarnationsproblems zu widerlegen. Die entscheidende Tat Edharts ist hier wiederum, die ontologishe Problemstellung durch eine rein logische ersetzt zu haben, dadurch, daß er nicht wie Thomas von der Mannigfaltigkeit der seienden subsistenten Menschennaturen ausgeht, sondern die Frage stellt nach ihrem Begriff, nach ihrem Wesen, wie bei der Mannigfaltigkeit der Menschen von einer Einheit ihrer Natur gesprochen werden könne. Diese Einheit der Natur wird erst geschaffen durch den Begriff, der nicht eine abstrahierte Leerform von den daseienden Dingen ist, sondern der den Dingen schon zu Grunde gelegt wird und dadurch sie überhaupt erst als solche durch und in einer logischen Bestimmung existent macht. Der Begriff ist ewige Wahrheit, er ist Wesensursprung, somit einzig und bleibt bei aller Mannigfaltigkeit der Dinge die Einzigkeit des Sinnes, an der alle teilhaben und dadurch als wesensgleiche bestimmt werden. Der Begriff des vergänglichen Kreises ist unvergänglich, er ist ewig und bleibt in den vielen Kreisen ein und derselbe, und die vielen Kreise sind ihrerseits in eben diesem Begriff als ihrem Ursprung eins, und so ‚so heißt es von der Menschennatur, sind durch Teilhabe am Menschen viele Menschen ein Mensch, d. i. die Menschennatur ist grundsätzlich einzig ihrem Wesen nach und daher sind alle Menschen als solche wesensgleih wie alle Gerechten das gleiche Wesen haben durch die Gerectigkeit"*). *°) cf. Mandonnet, Siger de Brabant et l’Averroisme latin ... app. p. 107 quaestio 7. >>) II Gen. 41 va (cit. Koch, Theol. u. Gl., 20. 3g., 1928): Racio...... eirculi corruptibilis non corrumpitur, sed est eterna ut ait Augustinus. Racio eciam eirculi non ponit in numerum cum eirculo nec cadit sub numero, sed est et manet una in omnibus eireulis. Circuli autem in racione sua ipso sc. principio non dividuntur, sed unum sunt. Sie participacione hominis plureshomines sunt unushomo... IV 505,7: sicut nullus potest esse iustus sine iustieia ... . sie universaliter unumquodque ... . habet esse per speciem suam solam in natura, puta homo humanitate. cf. Thomas v. A. CG IV, S: in duobus hominibus est aliaetaliahumanitasnumero.