Der Gottesbegriff meister Eckharts : ein beitrag zur bestimmung der methode der Eskhartinterpretation

heit, das Wesen individualisieren zum Menschen, zum „Burchart oder Heinrich“, abgeschieden werden®®); dann ist der Mensch nur noch reines Wesen, Menschennatur. Da diese Natur wahrer Gott geworden ist, so ist das Ich als Natur mit Gott wesenseins, selber Christus, Gottes Sohn: „wan denne diu nature, nach der ir iuch nemende sit, sun des &wigen wortes worden ist von annemunge des @Ewigen wortes, also werdet ir sun des ewigen vater mit Christo von dem, daz ir iuch näch der selben nature nemende sit diu da got worden ist (Pf. 47: 158, 15 ff). .. und alsö als der sun ein ist mit dem vater näch dem wesen, alsö bist dü mit im ein näch wesen und nach natüre unde häst ezallez in dir, als ez der vater hat in im. Du hast ez von gote ze lehen niht, wan gotist din eigen“ (ib. z. 34 #)**).

Das Dogma von der Einheit der göttlichen und menschlichen Natur in Christus war für Eckhart ein willkommener Ansatzpunkt zur grundsätzlichen Verallgemeinerung dieses Einheitsverhältnisses zwischen Gott und Mensch überhaupt. Die Frage nach der Möglichkeit der Einheit der beiden Naturen in Christus war für Thomas logisch nicht auflösbar, weil eine Wesenseinheit von Mensch und Gott zu viel besagte, eine akzidentelle Einheit zu wenig. Darum erledigte er dieses Problem durch eine Glaubenssetzung der Kirche, die die Mitte zwischen jenen beiden Einheitsbegriffen halten sollte: „Sancta ecclesia unionem Verbi ad carnem secundum compositionem confitetur, quod est secundum subsistentiam“ (S. Th. III, 2, 6). Diese Einheit der beiden Naturen in der Person Christi ist eine quaedam relatio von der Art, daß man sagen kann, die Person Christi habe die menschliche Natur angenommen und sei also Mensch, so, daß die göttliche Person in der menschlichen Natur die Seinsgrundlage bildet. Nicht aber kann man umgekehrt sagen, daß die menschliche Natur die Person Christi annehme und also Gott sei (S. Th. III, 2, 7 u. 8). Diese Umkehrung wird aber gerade von Eckhart vollzogen, und er beseitigt die thomistische Kompromißlösung durch die Behauptung der absoluten Wesenseinheit: „Wan alse wär daz ist, daz

455) Pf. 10:56, 17 fl.; 13:65, 9 ff.:; 47: 158,12 ff.;: 94: 506, 54.

2) Pf. 94: 506,50: ... dar umbe nam got menschliche näture an sich und einigete si siner persönen. Dä wart mensdlicde nature got, wan er menschliche nature blöz und keinen menschen an sih nam. Dar umbe, wilt du der selbe Krist

sin unde got sin, sö gang alles des abe, daz daz &wige wort

an sich niht ennam. Daz &wige wort nam keinen menschen an sich . .

307,14: ... also binich werlid der einige sun unde Kristus.

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