Der Gottesbegriff meister Eckharts : ein beitrag zur bestimmung der methode der Eskhartinterpretation

In der Predigt Pf. 77 nennt Eckhart dies Verhältnis Gott — Ich eine Vereinigung, welcher Begriff aber durch die Bestimmung der korrelativen Immanenz exakt als polare Einheit Gott — Sohn bestimmt wird‘®). Die Predigt Pf. 49 dürfte über die Auffassung von Pf. 56 hinaus die klarste und konsequenteste Form aufweisen. Die Gleichheit mit Gott wird als totale gedacht und durch den Begriff der Wesenseinheit ersetzt: „Der ein bild machen will... .Machet er ein bilde nä Kuonräte, so meinet er niht Heinrich, wand möhte unde kunde er, er mahte alzemäle Kuonrät und den selben alzemäle glich. Nü mac und kan got, dar umbe hat er dieh ime alzemäle glich gemacht und ein bilde sin selbes gemacht. Aber ime glich wiset ein frömde unt ein verre. Nu ist zwischen gote unt der sele weder frömde noch verre: dar umbe ist diu se&le gote niht glich, m&r si ist mit ime alzemale eins und daz selbe daz er ist“ (Pf. 49: 165,28). Der in der Predigt Pf. 56 vorhandene Gedanke an die Trinität als Gegenpol zum Ich ist hier ersetzt durch die absolute Einzigkeit Gottes (cf. 162, 25 ff), zu der das Ic das polare Korrelationsglied bildet.

Der Begriff der factio des Menschen ist offenbar dem Bestreben entsprungen, die Seele als ein vernünftiges Wesen von den unvernünftigen und den Dingen prinzipiell als höherwertig zu unterscheiden und entsprechend die Art ihrer Hervorbringung von der Schöpfung der niederen Kreaturen abzurücken, denn Gott braudıt die Seele als Gegenpol seiner Mitteilung. Daher muß sie ihm gleich sein“®). Das Gott Wesensgleiche ist aber nicht geschaffen, denn es wäre paradox, zu sagen, Gott schöpfe das Ungescdaffene und Unschöpfbare. Wohl aus dem Grunde sagt Ec&hart audı von dem „lumen sapientiae participatum“, das der Seele mitgeteilt wird, es sei gemacht, factum, weil es nämlich im ungeschaffenen Intellekt empfangen wird””). Darum ist in den Predigten Pf. 56 und 77 die factio von der creatio ausdrücklich grundsätzlich unterschieden. Die letztere ist ein opus ad extra, die erstere ad intra, wesensimmanentes Wirken’®*). Die Predigt Pf. 94, die jenen in ihrem sachlichen Gehalt durchaus

#5) Pf. 77:250,11: Dö got machte den menschen, dö was das allerinnerste der gotheit vereinet mit dem menschen (a.) Aristoteles sprichet: got hät alliu dine listeclihe gemacdet. Die meister sprechent, der sun si ein list des vaters, mit dem er alliu dinc hät gemachet . ... ib. 251,20: Daz got in uns kome und wir in in und wir mit ime vereinet werden...

(a) 250,12: machen > menschen nad Pf. 622,2, Pf. 40: 156, 56: 44: 150, 56 ff.; 56: 179, 35 f.

III 414, 7 ff., 415, 7—16.

488) Pf, 56: 179,26 ff.; 77: 250, 6 ff.

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