Der Gottesbegriff meister Eckharts : ein beitrag zur bestimmung der methode der Eskhartinterpretation

nahe steht”), gebraucht zwar die Begriffe des Machens und Schöpfens gleichbedeutend nebeneinander (cf. 305, 14, 21 u. 305, 27); ihr Lehrgehalt ist jedoch keineswegs weniger scharf ausgeprägt, so daß selbst der Begriff der Schöpfung als solcher nunmehr zwei Bedeutungen in sich aufzunehmen scheint.

Mit der Unterscheidung von Machen und Scöpfen dürfte Ec&hart einen Schritt getan haben, das traditionelle Motiv der Schöpfung der Seele direkt an eben diesem Gedankenbereich selbst von innen her zu sprengen, da er die Seele als gleichwertiges Korrelationsglied zu Gott auszeichnen mußte. Ein anderer Schritt ist die Annahme eines Ungescaffenen neben dem Geschaffenen in der Seele: das zu seiner Zeit und au heute als für Eckhart so charakteristish gehaltene Motiv des ungeschaffenen Seelenfünkleins.

7. Das Seelenfünklein.

Es ist sehr bezeichnend für die Art von Echarts gescichtlicher Wirkung, daß dasjenige Motiv als charakteristisch bedeutsam galt und gilt, das theologisch-systematish am wenigsten prägnant ist. Die Lehre vom ungeschaffenen Seelenfünklein darf aber nicht nach ihrer begrifflihen Exaktheit innerhalb eines theologischen Systems beurteilt werden. Sie gehört einem völlig andersartigen Stilbereich an, der erbaulichen Predigtform. Vermöge ihrer Wirkung auf das Gemüt ist sie ein sehr wirksames Predigtmotiv, das von Eckhart häufig verwendet wurde: „Diz lieht pflige ih alwege ze rüerende in miner predie“ (Pf. 60: 195, 17), und das ihn sehr bald wegen der schillernden Neuartigkeit und doch Leichtverständlichkeit dieses Gedankens populär machte; daher auch von 75 inkriminierten Predigttexten elf allein dies Motiv enthalten”).

Es ist, wenn man es auf seinen exakten theologischen Gehalt prüft, mit allen Mängeln und Vorzügen populärer Darstellung und populären Denkens behaftet. In seiner theologischen Absicht kann es daher nur vor dem Hintergrund der systematisch dargestellten Theologie Echarts verstanden und gedeutet werden, und nur von hier aus können die aus der Unklarheit des populären Denkens entstehenden Widersprüche aufgelöst werden.

Das Ungeschaffene in der Seele wird mit verschie-

»®) Pf. 94: 505,20 ff., ef. besonders den ganzen Predigtzusammenhang

pP: 306 f. #70) ]. Anklageliste. Predigttexte: a. 5; 6; 7; 13. II. Anklagelisie a. 5; 5; 6; 7: 8; 12; 51

224