Der Gottesbegriff meister Eckharts : ein beitrag zur bestimmung der methode der Eskhartinterpretation

In der Predigt Pf. 8°) scheint Eckhart den Übergang zu vollziehen von der Gruppe der ersten drei Bezeichnungen zur letzten (46, 5 ff)””®).

auf das innere Werk der Tugend beziehen (cf, dazu BgTr. 26, 8; 29,12; 46, 28.)

Diese Auffassung wird durch BgTr. 235,54 ff. gestützt. Ich bemerke vorweg, daß Strauchs Ergänzung 25,55 (der) irreführend ist. Sie ist nicht überliefert und ist unnötig. Das Subjekt des Satzes ist vielmehr wiederum „daz inre werc“. Der Sinn dieser Stelle ist: „Das innere Werk hat in sich alle Zeit beschlossen, es nimmt und schöpft sein ganzes Wesen nur aus Gott und in Gottes Herzen (cf. dazu I 153,21: Pf. 14: 71,5: Homo nob. z. 75), es (das innere Werk) nimmt den Sohn und wird als Sohn geboren in des himmlischen Vaters Schoß.“

Daß 25,57 (got) falsch ist, — wohl eine Zutat — ergibt sich aus den parallelen Wendungen BgTr. 29,12 und 46,28. Wahrscheinlich hat der ursprüngliche Text ebenso wie 25,55f. das „nimet“ ohne Subjektswiederholung angescllossen: „. .. in gotes herzen, nimet den sune ...“. Daß hier eine spätere Textentstellung wegen Nichtverstehens vorliegt. ergibt sich daraus, daß mit dem Worte „got“ in der Handschrift ein neuer Absatz beginnt. Also mitten in einem Satz ein neuer Absatz! Da nunmehr das Subjekt für das Prädikat „nimet“ fehlte, ergänzte der Schreiber „got“, weil nur das nach kirchlicher Lehre einen plausiblen Sinn gab. Diese Sinnentstellung läßt vermuten, daß der Zusatz 24,4 „das sint ... . geist“ aus demselben Grunde gemacht wurde. Damit rundet sich die Betrachtung: Wenn das innere Werk bei 35,57 als Sohn Gottes bestimmt wird, dann entspricht dem das „ungeschaffen“ für dasinnere Werk bei 24, 2!

#6) Traktat von der Minne (bei Preger, Gesch. d. deutsch. Mystik IT, p. 425): Disz ist das ungeschaffen in der sele, da meister Ekhart auffspridt.

#7) Der Ausdruck „huote des geistes“ Pf. 8:46,5ff. dürfte vielleich zurückgehen auf das platonische „logistikon“ als dem „Wächter der Seele“. cf. Plato, Rep. St. 441-442 (Buh IV cap. 16; St. 484 Buch VI cap. 1).

#5) Wenn auch in dem Streit über die Auffassung der arha in mente in den rationes Equardi der Quaestio des Gonsalvus die Grabmannsche Auslegung als Seelengrund im Sinne des ungeschaffenen Etwas nach den kritischen Einwendungen Geyers vielleicht verfehlt ist, so steht doch außer Zweifel, worauf Grabmann seine Ansicht stützt, daß Eckhart gemeint haben muß, die „nature intellectuales“ seien ungeschöpflih, da ja Gonsalvus auf Echarts These: „archa in mente non est creabilis“ antwortet, nachdem er auf den Unterschied des göttlichen und des kreatürlichen Erkennens nachdrücklich hingewiesen hat: „Unde archa in mente est creabilis. Unde etiam naturae intellectuales maxime sunt creabiles, quia aliter non sunt productibiles. ef. Grabmann, Neuaufgefundene Pariser Quaestionen M.E!s ... p. ff. Theologische Revue 1927, Nr. 10: p. 394; Nr. 11: p. 441.

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