Der Gottesbegriff meister Eckharts : ein beitrag zur bestimmung der methode der Eskhartinterpretation

Die theologisch-systematische Absicht in dem Motiv des Seelenfünkleins ist, die Seele zu befähigen, sowohl Gott in sich aufzunehmen als auch selber zu Gott zu kommen, denn nur wesensgleiche Naturen können Zugang zueinander haben. Diese schwerwiegende Frage löst Edkhart von beiden Seiten, sowohl von Gott wie vom Ich her: Gottes Natur verpflichtet ihn zur Mitteilung”); der Seele aber ist im Fünklein Geist vom Geiste Gottes verliehen, vermöge dessen sie Gott in sich aufzunehmen fähig ist. Das naive Bewußtsein verlangt zwar eine bescheidene Beschränkung: „ein tröpfelin vernünftekeit, ein fünklin, ein zwie“ (Pf. 84: 270,5), denn der Gedanke der unendlichen Erhabenheit Gottes über der Kleinheit des Ich gehört zum Lebensstil des einfachen Menschen und entspricht also dem Predigtstil. Gleichwohl ist nun die unmittelbare Verbindung zwischen Gott und Ich hergestellt und zwar unter der Bestimmung der Totalität der Erkenntnis sowie der Offenbarung””). Das hebt jene im sprachlihen Ausdruk angedeutete Inferiorität des Wesens wieder auf und scafft ein gleichwertiges Korrelationsverhältnis. Das Fünklein hat dieselben Wesensprädikate wie Gott. Es ist ungeschaffen: es steht im Nu der Ewigkeit, unterliegt nicht den Beschränkungen durch Zeit und Raum’“); es ist von aller Kreatürlichkeit, von allen .niht“ grundsätzlich geschieden‘”). Da es außerhalb des Nichts nur das einzige Sein gibt, welches Gott ist, so folgt daraus die Wesenseinheit des Fünkleins mit Gott, seine Ungeschaffenheit. Von verschiedenen Gesichtspunkten aus wird diese Einheit gegen jede Unklarheit der Auffassung geschützt. 1. Sie bedeutet zunächst Einheit mit dem reinen lauteren Wesen Gottes, das über alle „Zulegungen“, über alle Attribute hinaus liegt, die Gott nur vermannigfaltigen. Im Wesen ist Gott nur bestimmt als ein „waz, daz enist noch diz noch daz“ (Pf. 8: 46, 39), und eben dies Wesensprädikat hat auch das Fünklein’*). Darum kann der korrelative Zugang von Gott und Ih nur in diesem höchsten reinen Wesen geschehen, nicht aber da, wo Gott und Ich vermannigfaltist sind: Gott in den Personen, das Ich in den Kräften der Seele‘*). An dieser Wendung zeigt sich bezüglih der Wesensbestimmung

472), Pf. 73:250, 10 ff.; 231, 10 ff.

480) Pf. 8:46, 50—40; 12: 65, 26—30, 34—38: 60: 193,17, 34—194,4; 835: I 155, 1—7: 84: 270,25: 90: 297, 30.

451) Pf. 8:44,40—45,6: 11:57, 24ff.;: 60: 193,12: 80: 256, 30: 90: 297, 26: Jundt Nr. 11 z. 101.

482) Pf. 8:46, 12; 12: 63,27; 47: 158,25; 74: 234, 38 ff; 81: 261, 12; 90: 297, 25;

96: 511,5, 83) Pf. 8:46,7: 94: 506, 12; cf. 58: 188, 10ff; 69: 222,28 im Gesamtzusammenhang. #4) Pf. 8:46,30; 853:—=1I 155, 1—6.

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