Der Gottesbegriff meister Eckharts : ein beitrag zur bestimmung der methode der Eskhartinterpretation

imegot,dägotistiecistsinselbes... lüter einunge.. als ich m& gesprochen hän daz etwaz in der selen ist, daz gote also sippe ist, dazezeinistundeniht vereinet“ (Pf. 96: 310,58 ff). Das Problem wendet sih nun geradezu um. Nicht daß Gott und Ich zusammenkommen, sondern daß sie auseinanderkommen, daß das Wesen sich zur Polarität spannt, ist jetzt die Frage. Daß die Einheit als polare gedacht ist, ergibt sich aus dem Anfang dieser Predigt, in der das Ich als eingeborener Sohn bestimmt wird (Pf. 96: 509, 29310, 1).

Wie sehr immer Eckhart die absolute Wesenseinheit des Fünkleins mit Gott betont‘”), so ist darin lediglich die Tendenz zu sehen, jede Ungleichheit zwischen beiden auszuschließen: niemals aber liegt darin die Behauptung einer personalen Identität, sondern die Einheit ist polare Einheit, korrelative Immanenz: „Einz ist in der s@le, in dem got blöz ist, unde die meister sprechent, ez si namelös und ez enhabe keinen eigenen namen. Ez ist und hat doch kein eigen wesen, wan ez ist noch diz noch daz, noch hie noch dä; wan ez ist daz ez ist in eime andern und jenesin disem; wan jenesfliuzetindizundedizin jenes“

(Pf. 94: 506, 9 ff)*®).

287) Pf. 74: 934, 58: 88: 286, 19. =) Pf. 80:256, 25: 88: 286, 16—287,4. Ein Vergleich mit dem Fünkleinmotiv beim heiligen Thomas, bei dem es aber völlige zurücktritt und nur an zwei Stellen vorkommt (II Sent. 59,5,1: De Ver. 17,2 ad 5) zeigt wie überall die grundsätzliche Überwindung der Ontologie durch Edchart. Thomas nennt den Intellekt „scintilla” und bezeichnet sein Wesen als quaedam modica participatio intellectualitatis respectu eius quod de intellectualitate in angelo est (II Sent.). Der Begriff der Teilhabe ist hier aber nicht im logischen Sinn einer Wesensgleichheit, sondern im ontologischen Sinn aus der Hierarchie der Wesen zu begreifen. Gott steht über dem Engel, der Engel über der Seele. In dieser Hierarchie findet ein gewisser kontinuierlicher Übergang von den höheren Wesen zu den niederen statt, so daß jeweils an der Grenze eines solchen Übergangs die obersten Wesen der unteren Stufe eine gewisse Verwandtschaft zeigen mit den niedrigsten Wesen der oberen Stufe. Das bezeichnet Thomas mit dem Begriff der Teilhabe, und er nennt sie dann vorsichtig nur eine „quaedam modica participatio: divina sapientia coniungit fines primorum principiis secundorum; naturae enim ordinatae ad invicem sie se habent sicut corpora contiguata, quorum inferius in sui supremo tangit superius in sui infimo, unde et inferior natura attingit in sui supremo ad aliquid quod est proprium superioris naturae, imperfecte illud participans. Natura autem animae humanae est infra angelicam ... (De Ver. 16,1c). Es ist also hier zwischen Gott und Seele nicht Wesenseinheit, sondern Wesensferne, eine unvollkommene bloße Ähnlichkeit. So zeigt sich dieselbe prinzipielle Inferiorität auch bezüglih der mensclichen

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