Der Gottesbegriff meister Eckharts : ein beitrag zur bestimmung der methode der Eskhartinterpretation

Gottes deutlich das Übergewicht der absoluten Einzigkeit Gottes über die Trinität und andererseits die Belanglosigkeit der göttlichen Personen in ihrer Mannigfaltigkeit gegenüber der korrelativen Einzigkeit des Ich. Hier ist die ganz reine Form der Korrelation der polaren Einzigkeit vollzogen. In der Bestimmung des Fünkleins als ein „waz, daz enist noch diz noch daz“ liegt ein gedanklicher Fortschritt zu einer höheren Prägnanz des Korrelationsbegriffs als sie von den anderen Bezeichnungen für das Fünklein geleistet worden war, selbst über jene klare Korrelationsform hinaus, die Eckhart in eben derselben Predist Pf. 8 neben dieser gelten läßt, wo er die „kraft“ als den eingeborenen Sohn Gottes auszeichnet, die zu Gott in dem Verhältnis korrelativer Immanenz steht‘*), denn nur in der höchsten Reinheit des bloßen „waz“ ist jede die Korrelation störende Ungleichheit zwischen Gott und Ich aufgehoben (47,5). 2. Der bereits an anderen Motiven festgestellte Fortschritt zur höheren gedanklichen Prägnanz von dem Begriff der Gleichheit zur Einheit ist auch hier aufweisbar. Die so überaus kühne Predigt 8 bezeichnet die Wesensverwandtschaft Gott — Ich mit dem Begriff der Gleichheit. Bei Jundt Nr. 11 z. 111 dagegen ist der Gedanke differenzierter und die Begriffsbestimmung schärfer. Die Gleichheit wird als unzulänglich abgewiesen: „si (sc. die Kraft, das Fünklein) ist ain in der ainicheit, nit gleich mit der gleicheit“. 5. Eine weitere sehr bedeutsame Unterscheidung ist die der Vereinigung von der Einheit. Eine Vereinigung setzt zwei getrennte Wesen voraus, die dann in dem Akt der Vereinigung zu einem verschmelzen. Diese affektive Auffassung von dem Verhältnis Gott — Ich entstammt der amourösen Mystik. Gegen eine solche Verschmelzung zur Einerleiheit von Gott und Ich mußte sich Eckhart seiner ganzen theologischen Haltung nach aufs schärfste verwahren, wenngleich diese Gedanken bei ihm gelegentlich vorkommen und zumindest ihre Terminologie bei ihm Wurzel geschlagen hat, die er aber alsbald grundsätzlich überwindet. Einheit denkt Eckhart nicht durch einen Akt der Verschmelzung erst gewonnen, sondern sie ist wesenhaft da und braucht nur durch die Abscheidung aktualisiert zu werden’”): „... . dö liez er got dur got, dö bleib 455) Pf, 8:46,14: Diu selbe kraft, dar abe ich gesprochen hän, dä got inne ist blüende unde grüende mit aller siner gotheit unde der geistin gote, in dirre selber kraft ist der vater gebernde sinen einbornen sun als gew&rlide alsin

ime selber, wan er w£erliche lebet in dirre kraft, unde der

geist gebirt mit dem vater den selben sun und sich selber

2 den selben sun undist der selbe sun in disem liehte und ist diu wärheit. cf. 44, 23—51! #6) cf. Pf. 74: 234,38: 88: 286, 19.

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