Der Gottesbegriff meister Eckharts : ein beitrag zur bestimmung der methode der Eskhartinterpretation

außen hin (ad extra) gegeben würde, ins Nichts, dann würde es selbst zu nichte. Dieses Problem von Ungeschaffenheit und Geschaffenheit in ihrem Verhältnis zu einander kann nur wirklich gelöst werden vor dem Hintergrund des logischen Schemas von Sein und Nichts, und es wird sich zeigen, daß im Motiv des Seelenfünkleins selbst Ansätze da sind, die eine solche Interpretation rechtfertigen und fordern.

Zunächst muß festgestellt werden, daß die Unterscheidung von Kraft der Seele und Kraft in der Seele oder aliquid animae und aliquid in anima, sofern jeweilig das Erstere das Geschaffene, zum Kräftesystem der geschaffenen Seele Gehörige, das Letztere das Ungeschaffene in der Seele bezeichnet, für Eckhart durchaus nicht in dem Maße charakteristisch ist, wie Pahnke und Meerpohl wollen‘). Jene Wendungen werden vielmehr durch- und füreinander gebraucht. Einerseits bezeichnet Eckhart die eigentlichen Seelenkräfte als Kraft in der Seele’*), andererseits das in der Seele befindlihe Fünklein als Teil der Seele’), ganz abgesehen davon, daß das Ungeschaffene ja gar nicht immer als der Seele immanent, sondern gerade der geschaffenen Seele transcendent gedacht ist”), so daß die Einheit der Seele im thomistischen Sinn hier in der Tat auseinander bricht. Dazu kommt

*0) Pahnke geht in der Übertreibung des Gedankens von dem aliquid in anima sogar so weit, daß er den Text Pf. 90: 297, 24 kraftdersele inkraftin der s&le ändern will, obwohl ausdrücklich 297,58 diese Kraft als „man“ bezeichnet wird: das ist gerade der Ausdruck für den Intellekt oder die Vernünftigkeit als Kraft der Seele (Arch. f. Rel. Wiss. 1925).

Meerpohl hingegen übertreibt das im Grunde falsch verstandene Sciema von geschaffener Kraft der Seele und ungeschaffener Kraftin der Seele sicher wohl im Hinblick auf dieselbe Stelle 297,24: „Wenn er (Eckhart) zuweilen die seintilla unklar (!) eine Kraft der Seele nennt, so muß man für sie die Geschaffenheit allerdings in Anspruch nehmen“. (p. 77.)

#4) Pf, 29:105,26: Diu minneste kraft in miner seele ist... 42:142,58: Ein kraft ist in der s&le: vernünftekeit. 84:270.11: Ein anderer kraft istin der s&le da mite si gedenket. 80:257,55 .... I 188 a. 4b: intelleetum autem et voluntatem esse in anima ut in subjecto.

#2) Pf. S:47,5: Mit dem teile ist diu sele gote glih ... 11:57,24: Ez ist eines daz oberste teil der sele ... (hier wohl die Vernunft!). Parad, 109,5f. wird die Gleichgültigkeit Es gegenüber dieser Unterscheidung deutlih: Gott hat das Licht gegeben in die oberste Kraft der Seele. 109,30 heit es aber von eben diesem Lidıt: ez ist ein stücke der sele.

se) Pf. 74: 234,36: 81: 261,9.

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