Der Gottesbegriff meister Eckharts : ein beitrag zur bestimmung der methode der Eskhartinterpretation

ferner, daß die eigentlichen Seelenkräfte — es handelt sich in diesen Fällen immer nur um den Intellekt, die Vernunft durchaus nicht, wie Meerpohl meint (p. 77), durchgängig als geschaffen zu gelten haben‘*), sondern daß gerade in den prägnantesten Predigten sich immanent aus dem Zusammenhang heraus, ihre Ungeschöpflichkeit ergibt, vor allem durch die Gleichwertigkeit der verschiedenen Motive der Icheinzigkeit. Ich verzeichne einige solcher Gleichungen:

Pf. 51: 109, 12: fünkelin der vernüftikeit = houbet = man (vernunft) = lieht = bild.

42: 142,58: kraft in der sele, vernünftekeit = bild (144, 17)!

47: 158,24: kraft in der söle = menschliche natür, menschheit.

90: 297,58: kraft der sele = man (vernunft).

84: 270.5: fünklin = vernünftikeit (270,25) = biwort (272).

BgTr. 42,15: man der s&le (= vernunft) = innerer mensch;

dazu kommt die häufige Gleichwertigkeit der Vernunft mit dem Abgeschiedenen, was wiederum eine Wesenseinheit der Seelenkraft der Vernunft mit Gott bedeutet. Diese Zusammenstellung zeigt die Tendenz, die Kraft der Seele (Vernunft) mit der Kraft in der Seele. mit dem Fünklein wesenseins und identish zu setzen, so daß alle jene aufgeführten Motive als gleichwertige Bezeichnungen der Icheinzigkeit gelten dürfen. Der Lösungsversuch bezüglich der Frage der Einheit von Geschaffenem und Ungeschaffenem in der Seele durch Pahnke und Meerpohl hat also als verfehlt zu gelten, und zwar neben sachlichen Unstimmigkeiten vornehmlich aus dem Grunde, weil das Problem falsch gestellt war, weil die Einheit der beiden heterogenen Momente als eine ontologisch-psychologisch zu bestimmende gedacht wurde.

Bevor nun die Frage nach ihrer Einheit beantwortet werden kann, müssen zunächst ihre Grenzen und der Umfanz ihrer Geltung bestimmt werden. Die Gleichsetzung mit den anderen Motiven der Icheinzigkeit erweist, daß in dem Begriff des Fünkleins, des aliquid durchaus kein unbedeutender Teil der Seele gemeint ist, sondern daß nur durch die literarische Form verdeckt, darin eigentlich das Wesen der Seele selbst bezeichnet wird, wenn nicht ausdrücklich, so doch der gedanklichen Tendenz nach. Der Dualismus von geschaffen und ungeschaffen tritt auch an anderen Motiven auf, die geeignet sind, dies Problem in einen weiteren Rahmen zu stellen und es aus ihrer systematischen Prägnanz heraus endgültig zu lösen.

Der Hervorgang des Fünkleins aus Gott wird Pf. 88: 286, 16

4) Über die Geschaffenheit der obersten Seelenkräfte cf. unten,

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