Der Heilige Berg Athos : eine Symphonie. 3

konnte, trug Kranke auf Bahren zurück in die Zellen; einige tat man sofort in ihr Grab. Doch wenige Wochen danach verließ schon das herrliche Wunderbild wieder die Stelle, die menschlicher Wille ersorgt hat, und abermals fand sich die Mutter, ihr Kindlein sanft haltend, wie einst in der schlichten Kapelle am Meer, ein; noch einmal erblickte man dort ihr inniglich schimmerndes Sternlein. Als dann, Jahrhunderte später, die See Fels und Kirchlein bedrohte, entschlossen sich Mönche, nach vielem Vorausgebet, diesmal Vergebung zu finden, das Wunderbild endlich im Klosterschoß vor der Beflutung zu bergen: das Heiligtum, nicht nur das Lukaswerk, sollte versetzt sein. Forsch trug man das Strandkirchlein ab; wachsames Auge, behutsame Hand sammelte alle geheiligten Steine; sie hüpften fast selbst an geeigneten Platz: Wiederumfügung gelang. Gar rasch stand die alte Kapelle vom Ufer, erneut, in Iwiron, und abermals barg sie in Armut das Bethlehem-Bild. Die Kerzen jedoch, aus Jesusland einstmals zum Athos geflogen, verstrahlten am Tag, da der Abt von Iwiron sie segnete, bat, nun auch in der Kirche des Klosters — ein heimliches Wunder — unlöschbar zu brennen. Zuerst als die Mönche gemeinschaftlich flehten: Dein Wille geschehe! vergingen die Lichter: der Schreck war unendlich; noch grollte der Himmel, obschon doch ein Engel beim Bergen des Strandkirchleins half! Doch waren die beiden nur kurz in die Ferne geflogen: es stand zu Stagyra, beinah noch im Athosbereich, wo einst Aristoteles’ Häuschen sich sonnte, ein Kirchlein, dem heiligen Thomas geweiht. Die kleine Gemeinde war freundlich vereint; ein Priestermund bat: Zu uns komme dein Reich! Da sprang das verschwisterte Lichterpaar plötzlich durchs Fenster und setzte sich schmetterlingshaft auf

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