Der Heilige Berg Athos : eine Symphonie. 3

. zwei Kerzen: sie brannten schon lange nicht und standen gar niedlich vor unserer Heilmutter stillstem Altar. Das Volk sah das Wunderchen, bat auch das Lichterpaar, immer im Lande zu bleiben. Doch hatte es freilich noch fernern Beruf: so schwankten die Lichtlein, alsgebe es Wind, —und beschlossen—sich sprunglang zu trennen: schon sauste das eine davon und huschte im Großgrottenkloster der Peloponnes, als eben ein Knabe, zu kirchlichem Dienst, das Öl seines Lämpchens verschüttete, auf: für den erloschenen Docht hätte das Kind eine Strafe verdient, so ward es Erbringer gar lieblichen Wunders. Gleich steckten am Licht, in der kindlichen Hand, die Mönche den Kerzenkranz an, den die Arglosen harmvoll gespendet hatten, dann sprühte das Lichtlein davon. Nach Zakynthos kam es vor prangende Bahre und ward dort, auf silbernem Leuchter, vom Glimmchen-Geschwister erwartet; das hatte gar rasch zu Stagyra drei Kerzlein so herzlich geküßt, daß winzigste Lichtchen auf Dochten ersproßien; dann put! ists im Nu hin zur Insel im Meere gehuscht. Kaum waren die fliegenden Lichter in prachtvoller Stube beisammen, erwachte die Tochter des Grafen, der Bahre entstieg sie und fragte: „Wo bin ich? Mich haben zwei Engel getragen!“ Die Scheintote sah sich lebendig, die große Verwandtschaft war starr, doch labte und half eine Muhme dem Mädchen: und als man das Wunder bekannte, entschwirrten die wichtigen Lichter. Sie kamen sofort nach Iwiron: bestürzt war, voll Gram noch, die Mönchschaft; sie liebte so innig die ewigen Lichter, die plötzlich bei sorgsamem Bußedienst ihnen entflohen, der Stimme des Abtes erwimmerte kaum: „Zu uns komme dein Reich!“ als auf einmal die Fliehlichter da waren. Sie brannten wo einst; die Freude im Kloster blieb fromm,

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