Der Jakobiner in Wien : oesterreichische Memoiren aus dem letzten Dezennium des achtzehnten Jahrhunderts
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templation und der Ausübung guter Werke geweihte Stätten verödet ſind; wie viele ehrwürdige Diener Gottes aus den Hallen vertrieben, welche unſere frommen Väter zum Heile ihrer Seelen erbaut und mit Gütern ausgeſtattet haben — Güter, die jeßt zu weltlichen Zween verwendet oder von treuloſen Gewaltträgern verſchleudert worden ſind. Oft genug haben Sie mit mir geſeufzt über die religiöſe Gleichgültigfeit, die man Toleranz, über die Gottloſigkeit, die man Philoſophie und Aufklärung zu nennen beliebt; Ihre Augen haben ſich, wie die meinigen, mit Thränen gefüllt, als ſie in dieſen vordem durch ihre Rechtgläubigkeit ſo ausgezeichneten und nach Verdienſt geehrten Landen eine lutheriſche Winkelkirche nach der andern ſh erheben und unſern erhabenen Domen gleichſam Troß bieten ſahen. Wir alle ſind Zeugen geweſen der Fluth mit Atheismus und Sittenloſigkeit getränkter Bro\chüren, die, eine verheerende Ueberſchwemmung, über dieſes Reich hereinbrach, als der verewigte Monarch, ohne Zweifel in guter Abſicht, die Schleußen heilſamer Vorſichtsmaßregeln und Verbote geöffnet und eines der in reizende Sirenen