Ereignisse und Operationen in Süd-Dalmatien (Crivoscie, Bocche di Cattaro) und in den angrenzenden occupirten Ländern. 1, Schilderung des Landes und Volkes und Vorgeschichte des Aufstandes : mit 2 Karten und 12 Abbildungen

ſind es die Südſlaven, welche ſi<h dieſem Aberglauben als ſehr zugänglih erweiſen. Der Glaube an ein außerordentliches, überirdiſches Ereigniß, welches ſie dereinſt, zu einem großen Volke vereint, in die Gefilde eines angenehmen, bequemen Daſeins verſetzen ſoll, hat viel Aehnlichkeit mit dem Meſſiasglauben des auserwählten Volkes. Dieſer Glaube iſ ni<t nur allein unter den Südſlaven verbreitet, ſondern er ſpukt ſogar no< theilweiſe in den Köpfen einer, jenen an geiſtiger Bildung weit überlegenen Schweſternation, und die Sage von den im Berge Branik bei Königsſaal verzauberten Rittern, die einſt erwachen und die Wenzelsfkrone aufrichten helfen ſollen, hat keine geringere Bedeutung als die des Königs Marko oder die des großen Königs Lazar, der auf Koſſovo fiel, unterdeſſen aber im Velebit ſize und mit offenen Augen \<hlafe, glei dem großen Barbaroſſa im Kyffhäuſer, harrend, bis von der Moſchee zu Moſtar das Kreuz herabwinke, um dann hervorzubrehen mit leuhtendem Heere und die türkiſhen NRajahs bis auf den lezten auszurotten, Die türkiſhen Rajahs ſind zwar niht ausgerottet, blos ausgewandert, König Lazar ſißt nah wie vor im Velebit, von der Moſchee winkt das Kreuz, und die Abkömmlinge des großen Serbenkönigs leiſten ihre Abgaben zwar nicht mehr den Rajahs, aber ſie leiſten ſie doh. Dieſer Aberglaube iſt es, welher gegenwärtig eine große Verbreitung gefunden hat und von gewiſſer Seite möglichſt genährt wird. Die Mythe, die Sage iſt ſ{hön, wenn ſie in der Literatur eines Volkes in edler Abſicht gehegt und gepflegt wird; ſobald ſie ſih aber mit der Politik verqui>t, wird ſie ungenießbar und ſal, verliert den kindlihen Charakter und ſtempelt das Volk zu einem unwiſſenden und geiſtesarmen. Der immer tiefer wurzelſ<lagende Panſlavismus, der die Jdee eines einigen Slavenreiches aufs* eifrigſte zu verbreiten und zu verſtärken bemüht iſt, benußt nun den Aberglauben, der ihre Sagen hoh und heilig haltenden Bergvölker, um ſie zu Vorläufern in einem europäiſchen Kriege zu machen; in dem Gedanken eines „einigen“ Slavenreiches allein iſt ja ſ<on über das Germanenthum der Stab gebrochen und der fortſhreitenden Cultur eine unüberwindliche Schranke geſeßt. Schon der ruſſiſhe Kaiſer Peter der Große that Alles, um die tapferen Bergvölker möglichſt an ſih zu ‘ketten. Als 1714 der Großvezier Duman Köprili das Land der Montenegriner furhtbar verheert hatte, erhielten ſie von Peter dem Großen reiche Geſchenke zum Wiederaufbau ihrer Dörfer und Kirchen, Zahlreiche Wohlthaten, wie ſie Eliſabeth, Katharina T1. und Paul dem Berg- “