Ereignisse und Operationen in Süd-Dalmatien (Crivoscie, Bocche di Cattaro) und in den angrenzenden occupirten Ländern. 1, Schilderung des Landes und Volkes und Vorgeschichte des Aufstandes : mit 2 Karten und 12 Abbildungen

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können ungefähr 352 Quadratmeilen als fruchttragender Boden angenommen werden, das Uebrige iſt Wald und unfruchtbarer Karſtboden. Die Herzegowina mit 220 Quadratmeilen Flächeninhalt weiſt faum 66 Quadratmeilen ertragsfähigen Grund auf. Der flimatiſhe und Vegetationscharakter Bosniens gleicht jenem von Südungarn und der der Herzogewina jenem Dalmatiens.

Die Bosnier, circa 796.000 an der Zahl, bekennen ſich theils zum Jslam, theils zur griehiſhen und römiſch-katholiſhen Kirche. Sie ſind roh und barſch in ihrem Benehmen, trotzig und abſtoßend gegen Fremde, tapfer, kühn, raubgierig und grauſam; in ihren häuslihen und nachbarlihen Verhältniſſen aber friedliebend und rechtſchaffên, dabei fleißig, einfah und mäßig und tüchtige Reiter. Das Lettere iſt dur< die Terrainverhältniſſe und Bodenbeſchaſfenheit bedingt, da, wie eingangs erwähnt, die Wege oft zu Fuß gar niht paſſirbar erſcheinen und der Bosniake ſtets auf ſein Saumroß oder Maulthier, welches ihm auh gleichzeitig zum Verfrachten ſeiner Handelsartifel dient, angewieſen iſt.

Die Herzogewinaer, circa 230.000 an der Zahl, gleichen ſo ziemlih in ihren Sitten und in ihrem ganzen Thun und Laſſen den Bosniern, mit Ausnahme jener Bewohner, welche hart an der dalmatiniſhen Grenze hauſen und ihre urſprünglichen Gebräuche gleih den Dalmatinern bewahrt haben. Die Frauen wie die Männer ſind von ſtarkem, regelmäßigem Körperbau, ſ<hön gewachſen und meiſt hübſch; dabei leben die moslemitiſhen Frauen weit weniger zurücgezogen, als jene in der Türkei und im Oriente. Sie genießen ſhon ſeit langer Zeit die Freiheit, ſi öffentlih mehr oder weniger verſchleiert zu zeigen. Man ſieht häufig in Serajewo Türkinnen, namentli<h wenn ſie no< unverheiratet ſind, vor der offenen Thüre des Hauſes oder hinter dem vergitterten Fenſter unverſchleierten Antlizes ſien, namentli<h des Freitags, wenn die jungen Türken auf Frauendienſt (Aſchiflik) gehen und mit den jungen Damen zärtlihe Worte we<ſeln. Freilih ändert ſih ſpäter die Sachlage; wenn ein Mädchen einmal verheiratet ift, dann wird ſie mit Argusaugen bewacht, denn die Türken kennen in dieſer Bezichung keinen Scherz; trozdem aber kommen Fälle von Haremseinſhleihungen, von denen der Gebieter feine Fdee hat, in Menge vor, und während der Uebergabe Serajewos an die öſterreichiſhen Truppen foll es ſi< bewahrheitet haben, daß die Haremsbewohnerinnen für das propre, flott ausſehende GiaurenMilitär dur<haus niht unempfindli<h waren. Ueberhaupt ſcheinen

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