Ereignisse und Operationen in Süd-Dalmatien (Crivoscie, Bocche di Cattaro) und in den angrenzenden occupirten Ländern. 1, Schilderung des Landes und Volkes und Vorgeschichte des Aufstandes : mit 2 Karten und 12 Abbildungen

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die türkiſchen Frauen, ſowohl in der Hauptſtadt als in anderen größeren Städten, ſich gewiſſermaßen emancipiren zu wollen. Anders wohl verhält es ſi< in der Provinz; dort erſcheint es nahgerade den türkiſhen Weibera unglaublih, daß eine ehrbare Frau ihre Reize in enganſchließende Kleider zwingen und ihr unverhülltes Antliß den Blicken der Männer ausſeßen und mit ihnen ſogar öffentlih ſprehen und ſcherzen könne. Jn Serajewo denkt man toleranter; es geſchieht häufig, daß <riſtlihe Frauen in die Harems zugelaſſen werden, daß türkiſhe Frauen mit criſtlihen ausgehen und ſi< wirklich. zu den feineren, die Stellung des Weibes bevorzugenden Sitten der Abendländer hingeneigt fühlen. Erklärt dann öfter eine riſtlihe Frau der Türkin ihren innehabenden ſ{<hönen Wirkungskreis, ſo leuchtet es wohl manhmal blißartig in den Augen der Korangläubigen auf und ſie beneidet vielleicht im Stillen das Glü>, welches Jener zu Theil geworden. Nur über einen Punkt können ſich die Türkinnen niemals klar werden, nämlich über das Gefühl und die Definition des Begriffes — Liebe. Fnnige, treue, aufopfernde Liebe zu dem Gegenſtande ihrer Neigung iſt den Türkinnen fremd; ihr Leben gipfelt in dem bloßen Sinnengenuſſe; einer edleren, tieferen Regung bleibt ihr Herz verſchloſſen. Nicht einmal ihre Feſte, als z. B. das Bairamfeſt und der Ramazan, vermögen ihre Gefühle aufzuregen, und einige Abwechslung in ihr langweiliges Leben zu bringen. Unter ſi<h ſind ſie unverträglih und zänkiſh; der Hauptgegenſtand des Haders iſt immer die Schönheit, eine will die andere überſtrahlen; die Folge dieſer Streitigfeiten artet oft in Schlägereien aus, bei welcher Gelegenheit die Haremsbewohnerinnen in der Wahl ihrer Waffen nicht ſehr ſkrupulös ſind und mit Allem dreinſhlagen, was ſie eben in der Hand haben. Solche Vorfälle, wenn ſie dem Gebieter zu Ohren kommen, werden übrigens in der Regel an der Urheberin ſtreng geahndet, und es iſt nihts Neues, daß es Tage giebt, wo im Harem Baſtonaden ſtattfinden. Wenn andere Frauen zum Beſuche kommen, wird gewöhnlih eine kleine Tafel im Harem veranſtaltet, bei welcher Süßigkeiten, Kaffee und Tabak die Hauptrolle ſpielen und alle Neuigkeiten der Stadt, ſoweit ſie den Bewohnerinnen der Harems bekannt ſind, einer eingehenden Analyſe unterzogen werden. Fn Betreff der Klatſhſucht unterſcheiden ſie ſi<h nur ſehr wenig von den Frauen des Abendlandes; ein jeder, auh der geringfügigſte Gegenſtand wird vou ihnen durchgehechelt, und liegt gerade feiner vor, ſo läßt ſie, betreffs der Erfindung einer Urſache ihr angeborener