Geschichte der auswärtigen Politik Österreichs im 19. Jahrhundert.

90 ITT. Metternich gegen Deutſchlands Freiheit.

lächelt hatte, der mußte endlich einſehen, daß die Revolution ſchon bis nahe an den Ausbruch herangereift war. Der Widerſtand gegen die harte Unterdrü>ung aller oppoſitionellen Handlungen in den Kammern verſhwand auch bei den Regierenden, und die Geſandten in Frankfurt a. M. ſtaunten wieder einmal über die prophetiſche Gabe des weiſen Öſterreichers und des ahnungsvollen Preußen.

Aber einige demokratiſche Hitköpfe — Phantaſten, die es immer und überall gibt — wollten ſich niht nur radikal ſprechen hören. Sie planten viel Größeres. Wenn erſt irgendwo die rote Fahne gehißt würde, könnte es dann ausbleiben, daß ganz Deutſchland vom Lärm des Aufruhrs widerhallte? Es mußten ſih demnach bloß ein paar tapfere Männer finden und zum erſten Schlage ausholen, um dem vielbeflagten Jammer der Reaktion ein Ende zu bereiten. Und ſiehe da, die Tapfern fanden ſi<h! Durch die törichten Phraſen einiger Großſprecher berauſcht, ließen ſich einige ſhwärmeriſche Studenten aus Heidelberg, Würzburg und Erlangen unüberlegt herbei, am 3. April 1833 einen tragikomiſchen Pu tſ\< am Site des Deutſchen Bundestages auszuführen. Am Abende überfielen die Verſchworenen — es waren etwa 60 Perſonen — mit ſ{hwarzrotgoldenen Schnüren verſehen und bewaffnet die Haupt- und Konſtablerwache zu Frankfurt a. M. Vom Dome erſcholl die Sturmglo>e, um den Revolutionären Zulauf zu verſchaffen. Aber die Frankfurter blieben ruhig und die Leute in der Umgebung beeilten ſich niht. Die ver=wegene Schar war demnach auf ſich ſelbſt angewieſen, als das Militär anrü>te. Ein kurzer Kampf forderte immerhin neun Tote zum Opfer; 24 Menſchen wurden verwundet. Doch des ausſichtsloſen Ringens müde, ergriffen die Verſchwörer bald die Flucht. Etwas blieb freilich zurü>: ein neues Argument für Metternich. Wohin ſollte es kommen, wenn die hohe Bunde3verſammlung, das oberſte Organ des Deutſchen Bundes, nicht mehr ihres Daſeins ſicher ſein könnte? Das Vorkommnis — ſo meinte der öſterreichiſche Miniſter — ſchreie förmlich nah ſtrengen Maßnahmen, nach einer Fortſezung der Kette von Verordnungen und Beſchlüſſen, an LE man ſeit den Karlsbader Tagen arbeitete.

Jm nächſten Jahre — Mitte Fanuar 1834 — traten ſchon die Miniſter der deutſchen Staaten in Wien zu geheimnisvollen Konferenzen zuſammen. Metternich begrüßte die Erſchienenen mit einer langen Anſprache und entließ ſie am 12. Juni mit einer gleichfalls re<t wortreichen Rede. „Wir alle teilen gewiß die Anſicht“ — verabſchiedete ſich der Staatskanzler —, „Daß die Gefahren,