Geschichte der französischen Revolution
16 I. Kapitel. Sranfrei< vor der Revolution.
Anſchauung von allen politiſhen Rechten ausgeſhloſſen blieb, wenn Volfsfouveränität nur die Souveränität von einem Teil des Volfes bedeutete, ſo konnte nur die beſigzende ünd geiſtige Elite die Revolution machen ; ihr Organiſator ſollte das Königtum werden.
Es iſt viel geſtri#ten worden, ob die Revolution im Jahre 1789 dur geſhi>ſe Reformen no< hätte vermieden werden können, oder ob ſie unter allen Umſtänden ihren Lauf nehmen mußte. Wer den Glauben beſißt, daß die Verhältniſſe mächtiger ſeien als der Menſch, wird geneigt ſein, dieſe Frage in dem Sinne zu beantworten, wie ſie dur< die Ereigniſſe entſchieden worden iſt; und doh ſprit vieles dafür, daß eine freiwillige, entſchiedene Anlehnung der Staats[eitung an die engliſche Verfaſſung, daß etwa die Einführung eines 5weitammerſnyſtems dem Lande die Ruhe hätte wiedergeben und die geſunden Kräfte, die, wie die Verwaltung und die Feldzüge Napoleons nachher gezeigt haben, no< immer in der Nation vorhanden waren, einer geſiherten Entwi>lung entgegenführen können mit Erhaltung alles deſſen, was erhalten zu werden verdiente.
Wenn es anders fam, ſo liegt der Grund darin, daß die alten Parteien, die Privilegierten ſelbſt, die Reform zu verhindern wußten, und daß bis zur Revolution, die vom dritten Stand ausging, feiner der ſozialen Faktoren die Macht fand, ſi<h über die andern zu einer ſeiner Bedeutung entſprechenden Stellung emporzuſhwingen. Zu einer friedlihen Evolution hätte es einer fraftvollen Perſönlichkeit, etwa eines genialen Reformers im Stile Richelieus, oder eines imponierenden Monarchen, wie Heinrih IV. es war, bedurft. Und das war eben das Unglü> Frankreichs, daß es ihm bis tief in die Revolution hinein an bedeutenden Perſönlichkeiten gebra<, daß der Herrſcher, der damals auf dem Thron ſih befand, ſol<he Perſönlihkeiten, wenn er ſie wirklih einmal fand, wie Turgot oder Mirabeau, bald wieder von ſi< ſtieß. Mit den größten Hoffnungen hatte man die Thronbeſteigung Ludwigs XVI. am 10. Mai 1774 begrüßt, und er verdiente die Liebe ſeines Volfes dur eine Reihe von ahtungswerten Eigenſchaften; aber die Tugenden eines Privatmannes und riſtlihe Geſinnung in jeder Lebenslage waren in den außerordentlihen Verhältniſſen, die einen ganzen Staatsmann erforderten, niht aus-