Geschichte der französischen Revolution
18 I. Kapitel. FSranfkrei< vor der Revolution.
geſprochen, ward er in ſeine Diözeſe verbannt. Erſt ſeine Ausſagen wieſen auf die Lamotte, die aber na ihrer Verurteilung aus der Salpetrière na<h London entfam; dort rächte ſie ſi< für das Shandmal, das ihr auf die Shulter gedrü>t war, durch die Veröffentlihung gehäſſiger Memoiren, die den Grund legten zu der Legende von den Laſtern Marie Antoinettes. Heute iſt die Shuldloſigkeit der Fürſtin, die in der öffentlihen Meinung als die Fälſcherin und Diebin bezihtigt wurde, außer allen Zweifel geſtellt; aber die Verleumdungen der Lamotte und der Hofgeſellſhaft wurden vom Revolutionstribunal wiederholt und begleiteten die unglü>lihe Königin zur Guillotine. Nun iſt es allerdings niht an dem, daß man die Notwendigkeit der Reformen niht au in den Kreiſen der Regierung erkannt hätte; wenn die Aufflärung, auf das politiſche Gebiet übertragen, ſi< in dem Ruf nah Sreiheit und in dem Ruf na Reform der wirtſchaftlichen Zuſtände äußerte, ſo war auh die Staats[eitung längſt ſelbſt im Bann dieſer allgemeinen Bewegung der Geiſter. Nur dur vernünftige Reformen hätte ſie dieſen Strom, indem ſie ſih ſelbſt von ihm tragen ließ, leiten können; aber aus Humanitätsduſel, aus Mangel an Feſtigteit wurde die suprema lex der Staaten vergeſſen, die darin beſteht, daß der Wille der Staatsmacht unter allen Umſtänden ſih durhſeßen muß. Schon unter Ludwig XV. bewegten die Reformen ſi<h durhaus in der Rihtung des Nationalwillens, aber der Staat beſaß nit die Kraft zu einer ähnlihen Reorganiſation, wie ſie ſpäter in Preußen nur dadur< mögli wurde, daß man den Widerſtand einer in ihren Intereſſen bedrohten Oppoſition niht achtete. Und ſo war die Revolution beim Regierungsantritt Ludwigs XVI. aus einem doppelten Grunde näher gerüd>t als bei der Thronbeſteigung Ludwigs XV. : wegen der ſteten Nachgiebigkeit der Behörden und wegen der immer weitere Kreiſe des Volkes ergreifenden Teil= nahme an den Staatsintereſſen. Auch ohne ſeine Volfsfreundlihkeit hätte Ludwig XVI. ſi< bemühen müſſen, hier Wandel zu ſchaffen, ſo wie er es während ſeiner ganzen Regierung niht nur auf dem Gebiete der Finanzen, ſondern auh in anderen Sweigen der Staatsverwaltung, mehrfah niht ohne Glüd getan hat. Durch die Verbindung mit den engliſ<hen Kolonien in Amerika wurde dem alten Gegner Franfreihs, England,