Geschichte der französischen Revolution
26 II. Kapitel. Die Konſtituante.
fern von Ned>er, der in Paris weilte, unter dem Einfluß ſeiner Gemahlin und ſeines Bruders zu einem Mittel gegriffen, das ſhon früher einmal in Anwendung gekommen war. Die Vorbereitung des Saales zu einer föniglihen Sißung gab den Vorwand, das Verſammlungslokal des dritten Standes zu ſchließen. Deshalb begaben ſi< die Deputierten auf Vorſchlag von Guillotin am 20. Juni in das Jeu de Paume, ein Ballhaus, das heute na< mehrfachen Veränderungen von der dritten Republik in ein Muſeum der Revolution umgewandelt iſt, und hier leiſtete die Verſammlung den S<hwur, daß ſie niht eher auseinandergehen wolle, als bis man ſi eine Verfaſſung gegeben habe. Alles, was bisher geſhehen war, war nur gegen Adel und Geiſtlichkeit gerihtet geweſen; der Shwur im Ballſaal aber war der erſte Aft formellen Ungehorſams gegen den König. Und es waren lauter gemäßigte Männer, die ſih dazu hatten hinreißen laſſen; am 22. Juni legten auc die anderen denſelben Eid ab, ſogar die Mehrheit des Klerus, der feinen Vertreter ins Ballhaus entſandt hatte.
Ein freier Volkskönig konnte unbeſchadet ſeiner Autorität das Geſchehene no< immer gut heißen; Ludwig aber wollte in der föniglihen Sißzung am 25. Juni die gemeinſame Beratung nur als Ausnahmezuſtand gelten laſſen und annulierte die Beſchlüſſe des 17. Juni. Der Ton des abſoluten Herrſchers, den er annahm, mußte verletzen, und ſo leiſteten der kföniglichen Aufforderung, in ZSufunft getrennt zu tagen und für jezt auseinanderzugehen, nur die Privilegierten Folge; die übrigen aber blieben bewegungslos ſißen. Als der Oberſtz zeremonienmeiſter Marquis de Brezé, der ſ<hon am 4. Mai wegen der Pläße in der Kirche St. Louis mit den Abgeordneten des dritten Standes einen Zuſammenſtoß gehabt hatte, bede>ten Hauptes den Befehl ſeines Königs ins Gedächtnis zurüd>rief, trat einen Augenbli> Pauſe ein. Es war ein welthiſtoriſher Moment; noh nie war das bürgerliche Element, die weltfremden Abgeordneten aus den entlegenen Provinzen, zu einem ſo offenen Zuſammenſtoß mit dem RKönigtum gedrängt worden. Da rief Mirabeau dem Höfling entgegen: „Ja, mein Herr, wir haben die Meinung vernommen, die man dem König in den Mund gelegt hat. Sie aber, der Sie gegenüber den Reichsſtänden ſein Organ niht ſein fönnen, Sie, der Sie weder Sig no< Stimme hier haben, no< ein Ret