Geschichte der neuesten Zeit 1789 bis 1871

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MS A Neueſte Geſchichte. 1. Zeitraum.

die Grundlage zu einem großen Reiche gelegt worden, hatte Choiſeul an die Eroberung Aegyptens, um das Gleichgewicht für Frankreich wieder= herzuſtellen, gedacht. Im Jahre 1795 war von Magallon, franzbſiſchem Generalkonſul in Cairo, ein Plan der Art eingeſandt worden. Näher liegende Sorgen hatten die republikaniſche Regierung an der Ausführung gehindert.- Jett aber, wo, nach den Friedens\hlüſſen von Baſel und Campo Formio, alle großen Landkriege glücklich beendigt waz ren, wo ſi< eine zum Ueberſeßen eines zahlreichen Heeres geeignete Flotte, ſeitdem Frankreich über die italieniſhen Küſten von Genua bis Civita vecchia und über die ioniſchen Inſeln gebot, leichter als fcüher herſtellen ließ, beſchloß das Direktorium, den kühnen Wurf zu wagen.

Außerdem wollte das Direktorium Bonaparte, der, bei der An-= hänglidfeit der Soldaten und der Bewunderung des Volkes für ihn, fich in Frankreich eine Partei zu ſhaſfen und das Ruder an ſich zu reißen verſucht ſein konnte, in der Ferne beſchäftigen und dadurch für ſich unſhädli< machen. Bonaparte dachte einen Augenbli> daran, durch einen Altersdispens in das Direktorium zu treten, wahrſcheinlich in der Abſicht, daſſelbe von Innen heraus zu ſprengen, ſo wie er es ſpäter von Außen her geſtürzt hat. Abér er gab dieſe Abſicht bald wieder auf, da es zwei= felhaft erſchien, ob die Näthe darauf eingehen würden. Der Widerſtand der übrigen Direktoren konnte für gewiß gehalten werden.

Am 13. April (1798) war der General Bernadotte, franzöſiſcher Botſchafter in Wien, weil er die dreifarbige Fahne auf ſeinem Hotel hatte aufziehen laſſen , vom Volke beleidigt worden. Bonaparte glaubte mit vielen Anderen, daß es hierüber zu einem Kriege mit Oeſterreich kommen fönne , wünſchte deshalb in Frankreich zu bleiben, und war, wie es hieß, ſhon nahe daran, dem Direktorium ſeine Entlaſſung von der Stelle als Oberbefehlshaber der Expedition nah Aegypten einzureichen. Indeſſen ward das Zerwürfniß in Wien wieder ausgeglichen, und Bo= naparte begriff, daß es vor der Hand für ihn in Frankreich nichts zu thun gäbe, und daß die beſtehende Regierung noch zu ſtark ſei, um ſich mit derſelben ohne Gefahr überwerfen zu dürfen. Dies konnte erſt ein= treten, wenn ſie mehr als bishex abgenußt ſein würde.

Bonaparte verkannte damals ſeinen wahren Vortheil und war über die Bahn, welche ihn zum Gipfel der Größe führen ſollte, in Irrthum begriffen. Weder eine Stelle im Direktorium, noch das Kommando einer Armee an den Gränzen der Republik hätte ſeinen Nuhm in demſelben Maße, wie ein Feldzug in Aegypten, zu vermehren vermocht. Dieſer Schauplatz mußte der Welt noch außerordentlicher als der in Italien erſcheinen, und